Hügelige Landschaft, Wälder und Ackerland: Es sind beliebte Erholungsgebiete rund um das Luzerner und Aargauer Seetal. Doch die Idylle ist in Gefahr. So sehen es jedenfalls besorgte Einwohnerinnen und Einwohner der Luzerner Gemeinden Hitzkirch und Rickenbach. Sie wehren sich gegen geplante Windkraftanlagen. Zu laut, zu hoch, zu ineffizient, lauten ihre Vorwürfe.
Der Verein Pro Lindenberg etwa kämpft gegen Windräder oberhalb von Hitzkirch. Mit einer Gemeindeinitiative fordert der Verein ein Verbot in mehreren Ortsteilen auf dem Lindenberg. Am 29. November stimmt Hitzkirch darüber ab. Und auch im nahe gelegenen Rickenbach haben Gegnerinnen und Gegner Unterschriften gegen ein Windkraftprojekt auf dem Stierenberg gesammelt.
Landschaftsschutz versus Energiewende
Die Windkraft polarisiert in den Gemeinden. Kein Wunder, denn hier prallen zwei eigentlich sehr ähnliche, nämlich umweltschützerische Anliegen aufeinander: Einerseits der Landschaftsschutz, der die grossen Anlagen bekämpft – andererseits die Klimabewegung, die sich für erneuerbare Energien starkmacht.
Lieber konzentriert solche Anlagen bauen, als eine Verspargelung der Landschaft hinzunehmen.
«Solche Anlagen sind massive Veränderungen in der Landschaft», sagt Raimund Rodewald, Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. Ihm wäre am liebsten, wenn Windkraftanlagen auf wenige Standorte beschränkt würden: «Lieber konzentriert solche Anlagen bauen, als eine Verspargelung der Landschaft hinzunehmen», sagt Rodewald.
Allerdings: Gerade grössere Anlagen kommen häufig bei den Leuten weniger gut an. Das zeigte die schweizweite Befragung «Energyscape». Mitgearbeitet hat dort der Luzerner Naturwissenschaftler Urs Steiger. Er fasst die Erkenntnisse zusammen: «Die Leute akzeptieren Windanlagen in bereits besiedelten und verbauten Räumen wie Agglomerationen oder touristischen Gebieten besser als in naturnahen Berggebieten.»
Ungefähr zehnmal mehr Anlagen wären sinnvoll.
Dass die Bevölkerung in Windkraftprojekte eingebunden sein muss, davon ist auch Felix Nipkow überzeugt. Er arbeitet für die Schweizerische Energie-Stiftung, die sich für die Förderung erneuerbarer Energien einsetzt. Für ihn ist aber auch klar: In der Schweiz gebe es zurzeit viel zu wenig Windkraftanlagen. «Ungefähr zehnmal mehr Anlagen wären sinnvoll.»
Das wären dann rund 400 Anlagen. Denn aktuell sind in der Schweiz nur 42 Anlagen in Betrieb.
Auch der Bund steht für die Förderung der Windkraft ein. Er sieht sie als Teil der Strategie 2050, die die Energiewende bewerkstelligen soll. Allerdings leisten die bestehenden Anlagen zurzeit nur einen sehr kleinen Beitrag daran. Nicht einmal ein Prozent des in der Schweiz produzierten Stroms stammt von Windanlagen.
Gerade weil in der Schweiz noch nicht viel Strom aus Windkraft stammt und es nur relativ wenige Anlagen gibt, sind neue Anlagen umstritten. Bei den Diskussionen spielen unterschiedliche Aspekte mit: