Im zweiten Anlauf haben die Stimmberechtigten in Roggwil Ja gesagt zu einem umstrittenen Verteilzentrum des Detailhändlers Lidl. Mit 1028 gegen 834 Stimmen nahmen die Roggwilerinnen und Roggwiler die Zonenplan- und Baureglementsänderung an. Die Stimmbeteiligung lag bei «rekordverdächtigen» 71.4 Prozent, wie die Gemeinde am Sonntag mitteilte.
Verteilzentrum Lidl
Roggwil (BE): Zonenplan- und Baureglementsänderung ZPP Brunnmatt
-
JA
1'028 Stimmen
-
NEIN
834 Stimmen
Das gut 600 Meter lange und 100 Meter breite Gebäude soll auf der Industriebrache des Gugelmann-Areals zu stehen kommen. Es ist eine der grössten Industriebrachen des Landes. 1990 wurde die dort ansässige Buntweberei Gugelmann geschlossen. In den folgenden Jahren wurde die Fabrik durch eine Serie von teilweise ungeklärten Bränden immer wieder beschädigt.
Am 31. August des vergangenen Jahres stimmte das Roggwiler Volk bereits über die Vorlage zu den Zonenplan- und Baureglementsänderungen ab. An der turbulenten Gemeindeversammlung sagten sie knapp nein.
Nach einer Beschwerde ordnete der Regierungsstatthalter jedoch die Wiederholung der Abstimmung an. Die Gemeindeversammlung habe erhebliche Mängel beim Schutz der Teilnehmenden vor dem Coronavirus aufgewiesen. Mehr als 500 Personen wollten in der Turnhalle teilnehmen.
Die zweite Abstimmung stand auf der Kippe
Vor einer Woche entschied der Statthalter nach einer weiteren Beschwerde, dass die Abstimmung zulässig ist, sofern das Stimmvolk bereit ist, nochmals auf die Frage einzugehen. Zu dieser ersten Abstimmungsfrage vom Wochenende, der Wiedererwägung, sagten 1062 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Ja. 828 wollten nicht noch einmal auf die Vorlage eingehen.
Das Projekt ist nicht nur in Roggwil, sondern bis in die Nachbarkantone Luzern und Aargau hinein umstritten. Sechs Regionsgemeinden wehrten sich mit einer gemeinsamen Einsprache, weil sie vor allem mehr Lastwagenverkehr auf ihren Strassen bis zu den Autobahnanschlüssen befürchten.
Anfang Jahr gab Lidl Schweiz bekannt, auf mehrere Bedenken der Gegner einzugehen. So will das Unternehmen unter anderem eine Million Franken in die Verkehrssicherheit investieren. Dank der Erweiterung eines anderen Verteilzentrums werde in Roggwil rund 20 Prozent weniger Verkehr anfallen, kündigte der Discounter an. Weiter soll auch der Bahnanschluss genutzt werden, namentlich für Filialen, die mehr als 90 Kilometer entfernt sind.
Die Gemeinde Roggwil nahm deshalb Anpassungen an der Abstimmungsvorlage vor. Über die noch bestehenden Einsprachen gegen die Zonenplanänderung entscheidet der Kanton Bern in nächster Zeit.