Für die Gewerkschaften ist klar: Unter zusätzlichen Sonntagsverkäufen würden die Angestellten leiden. «Bei jeder Befragung zu längeren Öffnungszeiten und zusätzlicher Sonntagsarbeit sagte das Personal eindeutig, dass es das nicht will», so Johannes Wartenweiler, Sekretär beim bernischen Gewerkschaftsbund.
Das Personal will keine zusätzlichen Sonntagsverkäufe.
Doch, es gebe sehr wohl Personal, welches an einem Sonntag arbeiten wolle, hält FDP-Nationalrätin Christa Markwalder dagegen. Man verdiene am Sonntag mehr und könne Beruf und Familie besser vereinbaren. Christa Markwalder ist Präsidentin des Detailhandel-Verbands Swiss Retail. Dieser ist im bernischen Pro-Komitee und engagiert sich schweizweit für liberalere Öffnungszeiten.
Christa Markwalder sagt: «Weil sich ein gewisser Teil der Verkäufe ins Internet verlagert, wollen wir die Innenstädte mit zusätzlichen Sonntagsverkäufen attraktiver machen.»
Das «Online-Argument» ziehe nicht, sagt hingegen Gewerkschafter Johannes Wartenweiler: «Das ist ein struktureller Wandel, der alles über den Haufen wirft, was für den Detailhandel bis anhin galt. Zwei zusätzliche Sonntagsverkäufe lösen dieses Problem nicht.»
Die zusätzlichen Sonntagsverkäufe sind ein freiwilliges Angebot.
Es werde noch immer ein grosser Teil in den Geschäften gekauft und nicht online, sagt Christa Markwalder von Swiss Retail. Aus diesem Grund seien vier statt zwei Sonntagsverkäufe eine Chance für die Unternehmen. «Niemand muss am Sonntag auftun, es ist freiwillig. Jeder Ladenbesitzer kann selbst durchrechnen, ob sich das für ihn lohnt oder nicht.»
Bereits heute viele Ausnahmen im Kanton Bern
Für zwei zusätzliche Sonntagsverkäufe im Kanton Bern setzen sich auch die Wirtschaftsverbände ein. Von den Parteien sind FDP, SVP, die Mitte und GLP dafür. Michael Köpfli, GLP-Grossrat, sagt, mehr Sonntagsverkäufe würden einen Ausgleich schaffen. Denn im Kanton Bern dürfen Bäckereien, Tankstellen-Shops, Metzgereien, Blumenläden oder kleinere Lebensmittelläden bereits heute an jedem Sonntag öffnen. «Diese Läden haben momentan einen grossen Vorteil. Mit den zusätzlichen Sonntagsverkäufen kann man jetzt einen leichten Ausgleich schaffen», so Köpfli.
Im Gegenteil, sagt Barbara Streit, Vizepräsidentin der EVP Kanton Bern. Der Wettbewerb werde mit vier Sonntagsverkäufen nicht fairer. Denn für die kleinen Läden seien mehr Sonntagsverkäufe ein Nachteil: «Die Grossen können sich eher leisten, am Sonntag den Laden zu öffnen – weil sie mehr Personal haben, welches sich abwechseln kann», sagt Streit.
Neben den Gewerkschaften und der EVP sind auch die Grünen, die SP und die EDU gegen vier Sonntagsverkäufe.
Regierung und Parlament sind dafür
Die Regierung des Kantons Bern setzt sich für vier Sonntagsverkäufe ein. Wirtschaftsdirektor Christoph Ammann sagt, der Detailhandel stehe unter Druck. «Mit den zwei zusätzlichen Sonntagsverkäufen wollen wir dem Detailhandel die Möglichkeit geben, mehr Umsatz zu generieren. Und wir entsprechen damit auch einem Bedürfnis der Konsumentinnen und Konsumenten.» Auch eine Mehrheit des Berner Kantonsparlaments ist für vier Sonntagsverkäufe im Kanton Bern. Regierung und Parlament beantragen dem Stimmvolk, sowohl Hauptvorlage wie Eventualantrag anzunehmen.