Zehn Männer und Frauen kämpfen am 13. Februar um sieben Sitze im Winterthurer Stadtrat. Alle Bisherigen treten wieder an, Kandidatinnen und Kandidaten von SVP und FDP fordern sie heraus. Mit diesem Angriff haben die Bürgerlichen zwar gewisse Erfolgschancen. Doch vieles deutet darauf hin, dass die Bisherigen ihre Wiederwahl schaffen könnten und Winterthur seine links-grün dominierte Regierung behält.
Bisherige regierten ohne Skandale
Für den Status Quo spricht, dass die Stadträte und Stadträtinnen in dieser Legislatur kaum für Negativ-Schlagzeilen gesorgt haben. Ihre Vorlagen genossen grossen Rückhalt in der Bevölkerung. So hat die Stadtregierung in den vergangen vier Jahren nur eine Abstimmung verloren.
Zudem kam es während dieser Legislatur bereits zu Ersatzwahlen, weil zwei Stadtratsmitglieder zurückgetreten sind. Gut möglich, dass sich die Winterthurer Bevölkerung jetzt keine weiteren Veränderungen wünscht und auf Stabilität setzt. Dieses Bedürfnis könnte durch die Corona-Pandemie noch verstärkt werden.
Bauvorsteher wurden häufig abgewählt
Doch wie bei allen Wahlen schwingt auch Ungewissheit mit. Am ehesten dürfte es für Bauvorsteherin Christa Meier (SP) und Umweltvorsteherin Katrin Cometta (GLP) knapp werden. Beide sind relativ neu im Stadtrat und mussten sich bisher keiner Wiederwahl stellen. Es ist schwierig abzuschätzen, wie gross ihr Rückhalt in der Bevölkerung ist.
Gerade das Baudepartement erwies sich in der Vergangenheit zudem als «Schleudersitz». Bei den Gesamterneuerungswahlen 2014 und 2018 wurden die Bauvorsteher abgewählt. Mit Themen wie Tempo 30 steht das Departement im Spannungsfeld zwischen Ansprüchen von Autofahrerinnen, Velofahrern und dem öffentlichen Verkehr. Kein Wunder, zielt der bürgerliche Angriff hauptsächlich auf Christa Meier ab. Die Bürgerlichen möchten das ehemalige SVP-Departement unbedingt zurückerobern.
Die FDP setzt auf die Kandidatin Romana Heuberger, welche die Frauenquote im Stadtrat anheben würde. Ihre Wahlchancen sind ebenso intakt wie jene von Anwärter Thomas Wolf (SVP). Er war in letzter Zeit als Präsident von Gastro Winterthur medial stark präsent. Eher gering sind die Chancen von Maria Wegelin (SVP). Die Impfgegnerin und Kritikerin der Corona-Massnahmen dürfte ausserhalb der SVP kaum genügend Stimmen holen.
Bisheriger Stadtpräsident sitzt fest im Sattel
Bei der Wahl ums Präsidium tritt Stadtrat Kaspar Bopp (SP) gegen den langjährigen Stadtpräsidenten Michael Künzle (Die Mitte) an. Zwar hat Bopp ein Wahlbündnis mit anderen linken Parteien, EVP und GLP und steht für eine deutliche Mehrheit der Wählerschaft. Aber seine geplante Steuererhöhung um sieben Prozentpunkte vor einem Jahr hat hohe Wellen geworfen. Und Künzle pflegt seit Jahren sein Image als freundlicher, ruhiger «Stadtvater». Ihn zu entthronen, dürfte schwierig sein.