Es muss etwas geschehen mit dem Gebäude der Psychiatrie in Sarnen, da sind sich im Kanton Obwalden alle einig – doch was genau, darüber gehen die Meinungen auseinander. Sicher ist bloss: Der über 160-jährige Bau ist in einem schlechten Zustand, renoviert wurde seit einem halben Jahrhundert so gut wie nichts mehr.
Die Kantonsregierung und die Mehrheit des Parlaments wollen das Gebäude nun für 20.5 Millionen Franken sanieren. Ein konkretes Projekt dazu liegt nach einem Architekturwettbewerb auf dem Tisch, die meisten Parteien unterstützen es.
Die SVP jedoch schert aus: Sie will einen Neubau und hat gegen den Kredit für das Sanierungsprojekt das Referendum ergriffen – darum kommt die Frage, was mit dem Psychiatriegebäude geschehen soll, an die Urne.
SVP sieht mit Neubau mehr Chancen für die Zukunft
Die SVP begründet ihren Widerstand gegen die Sanierung vor allem damit, dass ein Neubau mehr Chancen biete und zukunftsfähiger sei. «Bei einem neuen Gebäude haben wir später die Möglichkeit, es bei Bedarf zu erweitern», sagt SVP-Kantonsrat Gregor Rohrer.
Bei einem neuen Gebäude haben wir später die Möglichkeit, es zu erweitern.
Die Sanierung der heutigen Psychiatrie sei zudem ein Kostenrisiko; bei einem Gebäude dieses Alters sei es gut möglich, dass die Arbeiten weit teurer kämen als angenommen.
Übrige Parteien halten Neubau für «unrealistisch»
Ein völlig neues Gebäude – daran hätten auch die übrigen Parteien nichts auszusetzen. Bloss sei ein Neubau schlicht unrealistisch, sagt CSP-Kantonsrätin Helen Keiser. «Es würde acht bis zehn Jahre dauern, bis ein neues Gebäude bezugsbereit wäre, das ist angesichts des Zustands der heutigen Psychiatrie viel zu lange», warnt sie.
Bis ein Neubau bezugsbereit wäre, würde es bis zu zehn Jahren dauern – das ist viel zu lange.
Der lange Zeithorizont für einen Neubau liegt darin begründet, dass das heutige Psychiatriegebäude in Sarnen unter Denkmalschutz steht, auf kantonaler wie auch auf Ebene des Bundes. Das mag bei seinem aktuell wenig reizvollen Äusseren zwar erstaunen, dennoch gilt es als bedeutendes Baudenkmal aus dem 19. Jahrhundert – erbaut nach den damals neusten hygienischen Standards als multifunktionales Gebäude, in dem zunächst ein Spital und gar einige Gefängniszellen untergebracht waren.
«Es wäre ein kompliziertes Rechtsverfahren, das Gebäude aus den Schutzinventaren zu entlassen», sagt Helen Keiser. «Das könnte ein Fall fürs Bundesgericht werden. So lange können wir nicht auf eine neue Lösung für unsere Psychiatrie warten.»
Würde Neubau Zusammenarbeit mit Luzern gefährden?
Vor allem auch darum nicht, weil Obwalden der Luzerner Psychiatrie (Lups) bereits vertraglich zugesichert hat, das Gebäude in Sarnen auf Vordermann zu bringen. Die Lups ist für die psychiatrische Versorgung in Obwalden zuständig – falls der Kanton seine Verpflichtung nicht einhalte, könnte Luzern die Zusammenarbeit aufkündigen, fürchtet Helen Keiser.
Gregor Rohrer dagegen glaubt nicht, dass dies passieren würde. «Man kann doch miteinander reden», sagt er. Und er ist überzeugt, dass die Lups Verständnis hätte, wenn Obwalden auf einen Neubau setzen würde: «Wir hätten so die bessere Lösung, auch wenn es etwas länger dauern würde, bis sie realisiert wäre.»
Am 25. September entscheidet sich nun also die Zukunft des Psychiatriegebäudes in Sarnen. Wobei bei einen Ja zur Sanierung die Baumaschinen schon bald auffahren könnten – wie das weitere Vorgehen des Kantons bei einem Nein ausähe, ist dagegen offen.