Fast jedes Dorf hat seine Mehrzweckhalle, fast jede Stadt ihr Museum. Auch Olten hat ein Kunstmuseum. Doch braucht die grösste Solothurner Stadt mit knapp 20'000 Einwohnerinnen und Einwohnern ein Kunstmuseum? Der städtische SVP-Präsident Philippe Ruf würde darauf verzichten.
Ein grosser Teil der Bevölkerung hat kein Interesse.
«Ein grosser Teil der Bevölkerung hat gar kein Bedürfnis und Interesse. Wir haben in Aarau und Solothurn ein sensationelles Kunsthaus, in Zürich und Basel gibt es eines. Da braucht es in Olten nicht auch noch ein Museum, welches dasselbe anbietet und nie konkurrenzfähig sein wird.» Die SVP hat deshalb das Referendum ergriffen gegen einen Beschluss des städtischen Parlaments.
Abstimmungsfrage ist einfacher
Dabei geht es gar nicht um die Frage, ob die Stadt ein Kunstmuseum braucht. Offiziell geht es um einen Projektierungskredit von 2.5 Millionen Franken. Damit will die Stadt Pläne ausarbeiten lassen für die Sanierung zweier städtischen Liegenschaften an der Kirchgasse, in der Oltner Altstadt. In einer dieser beiden Liegenschaften befindet sich das Kunstmuseum.
Deshalb stellt sich nun die Grundsatzfrage. Wenn die Stadt gar kein Kunstmuseum braucht, dann muss sie es auch nicht sanieren. Daniel Kissling von «Olten Jetzt!» ist anderer Meinung. «Natürlich spielt das Kunstmuseum Olten nicht in derselben Liga wie eine Fondation Beyeler oder ein Kunsthaus in Zürich», gibt Kissling zu.
Wenn Olten nicht nur Schlafstadt sein will, braucht es dieses Museum.
Aber, so sagen er und die politische Mehrheit aus Mitte-Links: «Mit dieser Argumentation könnte man auch das Eishockeystadion oder die Badeanstalt abbrechen, weil andere Städte grössere solche Einrichtungen haben. Wenn sich Olten als Kulturstadt versteht und nicht nur als Schlafstadt, dann braucht es dieses Museum.»
Standortfrage ist umstritten
Der Plan von Stadtrat und Parlamentsmehrheit: Das Kunstmuseum soll in der Kirchgasse bleiben und vom Haus Nummer 8 in Gebäude Nummer 10 ziehen. Dort ist aktuell das Haus der Fotografie untergebracht. Dieses muss weichen, wohin ist vorerst unklar. In der Kirchgasse 8 sollen dann Wohnungen und Geschäftsräume entstehen.
Dieser Plan missfällt auch der FDP. Sie hat deshalb die Unterschriftensammlung der SVP unterstützt. Die FDP will zwar ein Kunstmuseum. Aus ihrer Sicht sollte es aber attraktiver werden. Und es sollte nicht mitten in der Stadt stehen. Die Gebäude dort sollten so genutzt werden, dass mehr Leben in die Stadt kommt.
FDP-Fraktionschef Nico Zila: «Das Museum steht am falschen Ort, es ist zu teuer in Betrieb und Unterhalt. Man richtet hier mit der grossen Kelle an. Aktuell spricht man nur von den geschätzten 14 Millionen Franken Investition. Die laufenden Kosten kommen aber noch dazu.»
Das Museum steht am falschen Ort und ist zu teuer.
Stadtpräsident Thomas Marbet (SP) widerspricht. Das Kunstmuseum gehöre in die Stadt, in die Nähe der anderen Museen und von Restaurants und Geschäften. «Wir haben hier eine Art Kulturviertel. Es gibt zwei städtische Museen, ein archäologisches Museum des Kantons und Bibliotheken. Wenn wir das Museum zum Beispiel an den Bahnhof verlegen, dann gibt es keinen Austausch mehr mit der Stadt. Das wäre auch schade für das Gewerbe.»
Das Museum gehört in die Innenstadt.
Falls der Projektierungskredit an der Urne durchkommt, können Thomas Marbet und die Stadt weiterhin an den Museumsprojekten in der Altstadt planen. Ansonsten braucht es eine weitere Diskussionsrunde. Über den Standort des Museums sicher, aber vielleicht auch zur Grundsatzfrage, ob eine Stadt wie Olten überhaupt ein Museum braucht.