Unteriberg im Kanton Schwyz: Land-Idylle, fast wie aus der Zeit gefallen. Das Covid-Gesetz erfuhr hier im Sommer die härteste Abfuhr. Nur 12.2 Prozent Ja-Stimmen gab es an der Urne. Am Dorffest, dem Stöckmärcht, scheint die Pandemie auch schon so gut wie vorbei zu sein. Die Festbänke sind eng besetzt.
SVP-Gemeinderat Ruedi Keller bestätigt den Eindruck. «In Unteriberg hatten wir ein paar Fälle, auch schlimme Fälle, unter denen Leute leiden mussten. Das gebe ich zu. Aber eigentlich existiert das bei uns hinten nicht mehr.» Die ganze Veranstaltung findet ohne Zertifikat statt. Das sei von Anfang an eine Bedingung gewesen, meint Keller. Alles findet draussen statt oder in offenen Zelten.
Zertifikat bei Feuerwehrübung
Ganz anders sieht man das in Ennetbaden. In der Aargauer Gemeinde wurde das Gesetz von allen Deutschschweizer Dörfern am deutlichsten angenommen. Auf 79.2 Prozent aller Stimmzettel stand ein Ja. Sogar bei der Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr von Baden und Ennetbaden gilt Zertifikatspflicht. Während der Übung kommt dazu noch die Maske.
Nein stimmen, damit die Zertifikatspflicht entfällt, kommt für den Feuerwehrkommandanten Florian Immer nicht infrage. «Unbeschwert könnten wir die Übung auch dann nicht durchführen.» Die Frage sei nicht: Zertifikat – Ja oder Nein. Die Frage sei: Virus – Ja oder Nein. Und bei der Bekämpfung helfe das Gesetz.
Unteriberg: Traditionell wehrhaft
In Unteriberg zeigt Gemeindepräsident Edy Marty (parteilos) sein Dorf – mit dem Auto. Die Gemeinde nahe des Sihlsees ist weitläufig. Das Dorf war lange beinahe eingeschlossen zwischen Bergen und den Ländereien des Klosters Einsiedeln, mit dem man im Streit lag. Nur eine Passstrasse verband den Ort mit Schwyz.
Die Geschichte präge, sagt Marty. «Ich denke schon, dass das einen Einfluss hat auf unsere harten Schädel. Wir lassen uns nicht gern befehlen. Aber wer tut das schon», meint Gemeindepräsident Edy Marty.
Ennetbaden: Bevorzugte Wohnlage
Auch in Ennetbaden führt uns Gemeindeammann Pius Graf (SP) durch das Dorf. Hier gehen wir zu Fuss. Das Dorf habe sich gewandelt. Ennetbaden habe beinahe keine Vereine mehr. Kontakte entstünden heutzutage etwa in der Kindertagesstätte. Diese sei wichtig in der Gemeinde, in der viele Zuzüger Doppelverdiener seien in Industrie und Wissenschaft.
Pius Graf führt uns hinunter an die Limmat. Wo früher eine Kantonsstrasse mitten durch das Dorf rauschte, ist eine Flaniermeile entstanden. Ennetbaden gibt sich offen. Ist man vielleicht etwas gar offen, ja unkritisch? Der Gemeindeammann verneint. «Man schiesst sich nicht nur auf eine Seite ein, sondern man hört allen zu und sagt dann aber ganz klar seine Meinung.»
Abstimmung in den Gemeinden schon entschieden
Fragt man auf der Strasse, so scheint in beiden Dörfern das Abstimmungsresultat schon klar. Unteriberg wird wieder Nein sagen. Ennetbaden wird wieder Ja sagen. Für die ganze Schweiz sieht es gemäss der letzten SRG-Umfrage nach einem Ja aus. 61 Prozent der Befragten hätten am 9. Oktober für die Änderung des Covid-Gesetzes gestimmt.