Bereits heute zählt die Stadt Zürich rund 435'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Prognosen gehen davon aus, dass die Marke von einer halben Million Einwohnerinnen und Einwohnern bis in 20 Jahren überschritten sein könnte. Wie dieses Wachstum in der Stadt Zürich gestaltet werden soll, wird in zwei kommunalen Richtplänen festgeschrieben. Über beide stimmt die Stadtzürcher Stimmbevölkerung am 28. November ab.
Kommunaler Siedlungsrichtplan
Darum geht es: Der kommunale Richtplan Siedlung, Landschaft, öffentliche Bauten und Anlagen legt fest, wo in der Stadt Zürich bis 2040 verdichteter gebaut werden soll, um der wachsenden Bevölkerung Rechnung zu tragen. Die Verdichtung soll umwelt- und sozialverträglich erfolgen. So legt der Siedlungsrichtplan ein besonderes Augenmerk auf Stadtklima, Energieversorgung, Lärm- und Klimaschutz. Ausserdem soll es mehr günstigen Wohnraum geben und Schulen sowie Sportanlagen gebaut werden.
Die Argumente der Befürworter: Der Siedlungsrichtplan ermögliche mehr bezahlbare Wohnungen in der Stadt Zürich, sagen die Befürworter. Ausserdem entstünden belebte Quartierzentren und zusätzliche Frei- und Grünräume. Diese seien wichtig, um der zunehmenden Überhitzung und den Tropennächten in der Stadt entgegenzuwirken, heisst es etwa von den Grünen. Ausserdem sei das Netto-Null-Ziel bis 2030 in den Richtplänen verankert, argumentiert die SP.
Die Argumente der Gegner: Die Gegner führen verschiedene Argumente ins Feld: FDP und SVP wehren sich gegen eine Regelung im Siedlungsrichtplan, welche eine Öffnung von privaten Dachterrassen oder Innenhöfen für die Allgemeinheit ermöglichen würde. Für die FDP ist die Schaffung von über 40 Quartierzentren eine Fehlentwicklung, die das Zentrum der Stadt schwäche. Die EVP kritisiert die Verdichtung und befürchtet, dass der Siedlungsrichtplan zu mehr Beton, aber weniger Grün führe.
Kommunaler Verkehrsrichtplan
Darum geht es: Der aktuell gültige kommunale Richtplan Verkehr wurde 2004 in Kraft gesetzt. Seither haben sich die Stadt und somit ihre Verkehrssituation verändert, und die Entwicklung schreitet fort. Der neue Verkehrsrichtplan soll den heutigen Bedürfnissen angepasst werden. Dazu zählen zum Beispiel unter anderem die flächendeckende Einführung von Tempo 30 und die Möglichkeit, öffentliche Parkplätze abzubauen. Auch die Anliegen der Volksinitiative «Sichere Velorouten für Zürich», die im letzten Jahr angenommen wurde, sollen im Richtplan verankert werden. Velo-Vorzugsrouten mit einer Gesamtlänge von 130 Kilometern sind vorgesehen.
Die Argumente der Befürworter: Das Velowegnetz in der Stadt Zürich müsse dringend verbessert werden. Dafür biete der Richtplan Verkehr eine verbindliche Basis, sagen die Befürworter. Ausserdem hebe der neue Verkehrsrichtplan das Abbauverbot für oberirdische Parkplätze in der Innenstadt auf, der sogenannte historische Parkplatzkompromiss würde fallen. Dies biete dem Stadtrat Möglichkeiten, neue Freiflächen für Fussgängerzonen oder auch die Boulevard-Gastronomie zu schaffen.
Die Argumente der Gegner: FDP und SVP stören sich besonders an der Möglichkeit, öffentliche Parkplätze abzubauen. Dies sei schädlich fürs Gewerbe. Auch die grossflächige Einführung von Tempo 30 ist den bürgerlichen Parteien ein Dorn im Auge. Eine solche Temporeduktion würde den Such- und Schleichverkehr in den Quartieren erhöhen. Ausserdem bremse Tempo 30 auch Tram und Bus aus.