Künftig werden mehr Menschen den Bahnhof Bern benutzen. Deshalb passt die SBB den Bahnhof den neuen Gegebenheiten an. Die Veränderungen ergeben neue und grössere Passantenströme, auf welche die Stadt Bern Antworten finden muss.
Am 7. März entscheiden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über einen Kredit von 112 Millionen Franken. Dieser beinhaltet eine Reihe von baulichen Massnahmen und Veränderungen in der Verkehrsführung. Die Hälfte der Kosten übernimmt der Bund.
Vorgesehen ist der Bau einer neuen Personenunterführung, durch welche die Bahnhofsbenutzerinnen und Bahnhofsbenutzer nach Verlassen des neuen Bahnhofausgangs beim Bubenbergplatz weiter Richtung Hirschengraben gelangen sollen. Dort sind die verschiedenen Haltestellen von Trams und Bussen.
Um Platz für den Ausgang zu schaffen, muss das Adrian von Bubenberg-Denkmal verschoben werden. Im Zuge dieser Veränderungen wird auch die Parkanlage Hirschengraben verändert. Unter anderem werden die Kastanienbäume durch jüngere, robustere Bäume ersetzt.
Da Passanten auch oberirdisch über den Bubenbergplatz gehen können, werden Verkehrsmassnahmen ergriffen, um den Anteil des Individualverkehrs rund um den Bahnhof zu reduzieren, dem Veloverkehr wird mehr Platz eingeräumt. Zudem geht es um Verkehrsmassnahmen im Bollwerk und beim Henkerbrünnli.
Das Geschäftsgebäude am Bubenbergplatz wird wegen des Baus der Personenunterführung abgebrochen und neu aufgebaut. Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2023 beginnen und 2027 fertig sein.
Das Vorhaben wird von einer grossen Mehrheit des Stadtparlaments unterstützt. Hingegen regt sich Widerstand mehrheitlich aus Kreisen von Architekten, Denkmalschützern oder Planerinnen. Diese werfen den Behörden mitunter vor, kurzsichtig geplant zu haben.
Mit der Veränderung des zum Perimeter des UNESCO Welterbes gehörenden Hirschengraben verschwinde zudem nicht nur ein Stück Stadtgeschichte, sondern auch ein wertvoller Grünstreifen. Die Hauptkritik der Kritiker richtet sich gegen die unterirdische Passage.
«Wir müssen zwingend Alternativen prüfen.»
Eine Personenunterführung unter Tage sei schlicht nicht zeitgemäss, argumentieren sie. Stattdessen schlagen sie vor, den Fussgängerstreifen bei der Strassenquerung am Bubenbergplatz zu verbreitern, was dazu beitragen würde, dass innert kürzerer Zeit mehr Leute über die Strasse gehen können. Damit wäre auch der vollständige Ab- und Wiederaufbau des Geschäftshauses am Bubenberg nicht nötig. «Damit sparen wir nicht nur Geld, sondern auch Zeit», sagt der ehemalige kantonale Denkmalpfleger Jürg Schweizer. «Wir müssen zwingend Alternativen prüfen.»
Es droht der Verkehrskollaps – auch für den öffentlichen Verkehr.
Alternativen gebe es nicht, sagt die zuständige Gemeinderätin Marieke Kruit (SP). «Ohne unterirdischen Passage gibt es oben auf der Strasse einen Verkehrskollaps.» Sie verweist auf durch die Stadt erstellte Verkehrssimulationen. «Ohne die Passage bleibt künftig der öffentliche Verkehr im Stau stecken.» Die Stadtberner Verkehrsdirektorin glaubt nicht, dass die Corona-Pandemie längerfristig Einfluss auf die Pendlerströme haben wird. Und: «Das Projekt ist nicht für die nächsten paar Jahre ausgelegt, sondern für die nächsten 30 oder 40 Jahren.»