Am klarsten ist die Situation in den Gemeindeparlamenten, im Aargau «Einwohnerrat» genannt: In der Stadt Zofingen zum Beispiel verdoppeln die Grünen ihre Sitzzahl von 3 auf 6. In Baden steigern sie sich von 4 auf 7 Sitze, in Wettingen gar von 2 auf 5.
Auch im Parlament der Gemeinde Obersiggenthal mit 8300 Einwohnerinnen und Einwohnern gewinnt das grüne Lager. Hier ist es allerdings die GLP, denn die Grünen sind mangels Kandidaturen nicht angetreten.
Für einmal gehen die grünen Sitzgewinne nicht auf Kosten der Sozialdemokraten. Die SP kann ihre Position insgesamt halten. Die grünen Gewinne gehen tatsächlich auf Kosten der politischen Gegenseite, vor allem die SVP muss Federn lassen. Die Volkspartei verliert in allen Parlamenten, die am Sonntag neu bestellt wurden. In Wettingen trifft es die Mitte, in Baden den Freisinn.
Städte werden grösser und linker
Auch bei den Exekutivwahlen ist ein Trend in Richtung links unübersehbar. In Lenzburg holen SP und Grünliberale in der Stadtregierung je einen Sitz auf Kosten von SVP und Mitte. In Baden geht der freie Sitz an die SP – die FDP unterliegt. Und in Aarau scheitert ein Angriff der SVP kläglich: Die pointiert linke SP-Kandidatin kann den Sitz der Sozialdemokraten locker verteidigen.
In Zofingen dürfte Christiane Guyer von den Grünen im zweiten Wahlgang zur Stadtpräsidentin werden, sie hat das absolute Mehr nur um wenige Stimmen verpasst. Und in Brugg verteidigt die bisherige grüne Stadtpräsidentin Barbara Horlacher ihren Sitz gegen einen Angriff der FDP problemlos.
Keine «Rückeroberung der Städte»
Fazit: Die Aargauer Zentrumsgemeinden haben sich – wie erwartet – politisch etwas nach links verschoben und wurden vor allem grüner.
Das ist keine Überraschung, denn vor allem die verkehrsgünstig gelegenen Zentren im Mittellandkanton ziehen junge, urbane Menschen an. Sie wachsen in den letzten Jahren enorm und ihr politisches Gesicht verändert sich dadurch. Umwelt- und Sozialthemen werden der Bevölkerung wichtiger – rot und grün profitieren.
In ländlichen und kleineren Gemeinden im Kanton ist die Situation weit weniger eindeutig. An einigen Orten konnte auch das bürgerliche Lager zulegen. In den Zentren ist die Situation aber eindeutig. Und die von der SVP angekündigte «Rückeroberung der Städte» hat im Aargau zumindest nicht funktioniert.