- Pierre Bürcher ist Apostolischer Administrator im Bistum Chur.
- Damit ist Vitus Huonder nicht mehr Bischof von Chur.
- Der 73-jährige Oberwalliser wurde vom Papst ernannt. Damit entschied sich der Vatikan für eine Interimslösung.
Pierre Bürcher kommt aus dem Oberwallis. 1994 wurde Bürcher zum Weihbischof im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg ernannt. 2007 ernannte ihn der Papst zum Bischof von Reykjavik, 2015 trat er von diesem Amt zurück.
Die Ernennung sei für ihn eine «totale Überraschung» gewesen, heisst in der am Montag vom Bistum verbreiteten schriftlichen Botschaft Bürchers an die Angehörigen der Diözese. Als emeritierter Bischof, also pensionierter Bischof, habe er mit 73 Lebensjahren nach ein wenig Ruhe gestrebt. Doch der Papst habe anders entschieden.
Einen besonderen Gruss richtete Bürcher an «diejenigen, die nach den vielen Negativmeldungen bezüglich etwa der Missbrauchsfälle von ihrer Kirche oder allgemein vom Leben enttäuscht sind, sowie an die Personen, die an Körper und/oder Seele leiden».
Besonders für sie sei er vom Papst als Apostolischer Administrator des Bistums Chur gesandt, aber nicht weniger auch für alle anderen.
Rom will eine Zäsur und Ruhe
Die Einsetzung eines Administrators ist eine übliche Vorgehensweise. Eher aussergewöhnlich wertet Theologe und Kirchenkenner Urban Fink, dass jemand eingesetzt wird, der nicht aus dem Bistum Chur kommt und dieses nicht kennt. «Ich habe den Eindruck, dass Rom mit Pierre Bürcher eine Zäsur setzen will», so Fink: «Es soll offenbar nicht weitergehen wie bis anhin. Man wählt eine neutrale, unbelastete Person.»
Es soll offenbar nicht weitergehen wie bis anhin.
Freude und Hoffnung in Zürich
Die Katholische Kirche im Kanton Zürich freut sich darauf, Pierre Bürcher kennen zu lernen und mit ihm in einen Dialog zu treten. Dabei hoffe man auf einen Versöhnungsprozess, heisst es in einem Schreiben. Dieser sei für das Bistum wichtig.
Vitus Huonder war als konservativer Bischof gegen Abtreibungen, Verhütung und äusserte sich auch immer wieder gegen Homosexuelle. Das sei ein Konfliktherd gewesen, so Franziska Driessen-Reding, Präsidentin der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. «Die Diskussionen gingen weit auseinander und haben das Bistum gespalten». Die Türen stünden dem neuen Administrator nun für einen zukunftsgerichteten Dialog offen.