«Aufstellen eines Bauwagens als Einsatzzentrale eines Teams für die Betreuung betagter Menschen im Quartier Feld». So lautet das bewilligte Baugesuch in der Gemeinde Suhr.
Erteilt wurde die Bewilligung an die Caritas, die in der Aargauer Gemeinde damit einen Pilotversuch durchführt.
Man starte Anfang Januar, Erfahrungen habe man noch keine, sagt Caritas-Sprecher Stefan Gribi auf Anfrage von Radio SRF. Die Caritas-Mitarbeiter würden für die älteren Menschen im Quartier zum Beispiel einkaufen, oder kleinere Dinge im Haushalt erledigen.
Die Idee dahinter: Immer mehr alte Leute haben keine Kinder mehr, die ihnen helfen können. Oder die Kinder sind beruflich so eingespannt, dass sie keine Zeit haben für ihre Eltern. Das soziale Netz ist auch weniger tragfähig, weil die Verwurzelung im Dorf oder im Quartier weniger stark ist als früher. Die Beziehung zu den Nachbarn ist weniger eng.
Die Gefahr besteht, dass sich ältere Menschen isolieren und vereinsamen. In vielen Fällen sieht die Lösung so aus, sie in ein Heim einzuweisen. Dort werden sie dann häufig zu Pflegefällen. Die Kosten für die Pflege sind sehr hoch. Und vor allem: Es sind in erster Linie die Gemeinden, die die Pflegekosten bezahlen müssen.
Fachleute raten den Gemeinden, alles daran zu setzen, stationäre Heimaufenthalte von älteren Menschen wenn immer möglich zu vermeiden. Oder diese Aufenthalte so kurz wie möglich zu halten. Zu frühe Heimeintritte verursachen immense Kosten.
Wenn es gelingt, älteren Menschen wieder ein niederschwelliges Betreuungsnetz anzubieten, lassen sich Kosten in Heimen und in der Pflege vermeiden. In der Fachwelt macht deshalb seit einiger Zeit der Begriff «Mobile Care-Arbeit» die Runde. Genau hier setzt die Caritas an.
Für Christina Zweifel, Leiterin Fachstelle Alter des Kantons Aargau, ist das Pilotprojekt in Suhr ein interessanter Versuch, den man seitens Kanton beobachten werde. Die zusätzlichen Kosten könnten auf den ersten Blick vielleicht als störend erscheinen. Es gehe aber um die Lebensqualität der älteren Menschen, die durch das Angebot in ihrem vertrauten Umfeld bleiben könnten. «Wenn Senioren ermöglicht wird, dass sie länger in ihrem Zuhause bleiben können, dann spart dies auf längere Zeit viele Pflegekosten.»
Eine Lücke schliessen
Die Spitex wolle und werde man auf keinen Fall konkurrenzieren, sagt Stefan Gribi von der Caritas. Das Projekt sei mit der Spitex abgesprochen.
Das Angebot solle vielmehr eine Lücke schliessen, sagt Gemeinderat Daniel Rüetschi auf Anfrage von Radio SRF. Man habe zwei Heime auf Gemeindegebiet, Spitex-Angebote und eine aktive Alterspolitik in Suhr. Die Caritas wolle nun aber Menschen helfen, die noch zu Hause wohnen, aber keine Spitex brauchen.
Ähnlich argumentiert Christina Zweifel von der Fachstelle Alter. Ein Angebot, welches die erwähnte Lücke fülle, sei sicher sinnvoll. Für jede Gemeinde sehe dies aber anders aus. Pflege sei nicht alles, betont Zweifel. Eine ältere Person, welche daheim gepflegt werde, brauche oft auch andere Dienstleistungen wie etwa Hilfe beim Kochen und Einkaufen oder soziale Kontakte.