Der Frauenstreik hatte viele Gesichter: In der Stadt Zürich wurde eine riesige Klitoris spazierengeführt. Mit dieser Prozession forderten Aktivistinnen eine Aufklärung ohne Sexismus.
Weniger provokativ gab sich die Zürcher Justizdirektion: Auf Einladung von Regierungsrätin Jacqueline Fehr setzten sich am Freitag rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit möglichen Verbesserungen rund um die berufliche Gleichstellung auseinander.
Gemütlicher ging es Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) an: Zusammen mit Stadtratskollegin Karin Rykart (Grüne) und ihrer Mutter war sie am Frauenstreiktag unterwegs. Zwischendurch gab es auf einem Liegestuhl auf dem Münsterhof eine Streikpause.
Alle Aktionen waren friedlich, vom Streik-Zmorge über Frauen-Jams bis hin zum Rollatoren-Rennen aufmüpfiger Renterinnen. Nach dem Mittag blockierten mehrere Hundert Demonstrantinnen und Demonstranten die Tramgeleise am Zürcher Central. Der Trambetrieb wurde vorübergehend eingestellt. Am Nachmittag rollte der Verkehr wieder normal.
Um 17 Uhr setzte sich der grosse Demonstrations-Umzug in Bewegung, vom Central an den Helvetiaplatz. Tausende waren unterwegs um für die Gleichberechtigung von Mann und Frau zu kämpfen. Die Stadtpolizei Zürich sprach von mehreren Zehntausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Kämpferisch in der Stadt, konservativer auf dem Land
Auf dem Land, zum Beispiel in Wald, war der Frauenstreik weniger ein Thema. Sie sei zum Arbeiten auf die Welt gekommen, nicht zum Streiken, sagte eine Marktfrau, die weder 1991 noch am Freitag etwas vom Frauenstreik hielt und fleissig Gemüsekisten aufeinander stapelte. Violett waren an ihrem Stand höchstens die Auberginen.
Mit ihrer Meinung war sie nicht alleine. Zwar gab es auch im konservativen Wald Leute, die den Streik gut fanden. Die kritischen Stimmen waren aber in der Überzahl. «Ich weiss nicht, was der Streik bringt», sagte ein junger Mann. «Die Frauen haben aufgeholt, wir müssen langsam schauen, dass uns die Frauen nicht überrennen», meinte ein anderer.
Bei den Schülerinnen und Schülern der Kantonsschule in Wetzikon war die Stimmung aber eine andere. Die Schülerinnen setzten mit gebastelten Vulvas auf Provokation.
Für sie ist die Gleichberechtigung noch längst nicht erreicht. In Workshops erarbeiteten sie Wünsche bezüglich der Gleichberechtigung. «Das Thema ist wichtig und präsent», sagte auch ein Mitschüler. «Wir wussten vorher nicht viel darüber, ich finde es sehr interessant.»