Für das Monitoring zur Digitalisierung der Bildung befragte die Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung rund 6000 Schüler und Schülerinnen. Nur ein Fünftel gab an, dass an ihrer Schule täglich digitale Lehrplattformen zum Einsatz kommen. Gedruckte Lehrmittel sind also Standard. Und das, obwohl wir viele andere Medien längst komplett digital konsumieren.
Langsam mahlende Lehrmittel-Mühlen
Ein Grund für den Rückstand ist die Komplexität unseres Bildungswesens mit seinen vielen Protagonisten, die alle mitreden wollen (und sollen). Deshalb braucht es Jahre, um ein Lehrmittel zu entwickeln. Ob dieses dann «digital» ist, hängt von der Definition ab.
Für viele Lehrpersonen ist bereits PDF digital. Für andere gehört zur digitalisierten Schule zum Beispiel eine Plattform, auf der sie «auf Knopfdruck» alle Lehrmittel auf die verschiedenen Schulen und Fachschaften verteilen können.
Nur noch analog geht bei kaum einem Verlag mehr
Trotz der zurückhaltenden Digital-Strategie der meisten Verlage gibt es vereinzelte Lehrmittel, die nur noch digital angeboten werden.
Beim Zürcher Lehrmittelverlag zum Beispiel für das haptische Fach «Textiles und technisches Gestalten». Es beinhaltet zehn Projekte, bei deren schrittweisen Umsetzung die Schülerinnen und Schüler durch Videos- und Fotos unterstützt werden.
Ein anderes Beispiel ist «My Skill Box» des Berner Hep Verlags, eine Onlineplattform für die Lernbereiche «Gesellschaft» und «Sprache und Kommunikation».Oft kommen unkonventionelle Ideen für neue Lehrmittel von den Lehrpersonen selber – oder auch von pädagogischen Fachhochschulen. Die des Kantons Thurgau etwa hat zusammen mit der FH Graubünden ein Pilotprojekt durchgeführt mit einem fächerübergreifenden, digitalen Lehrmittel.
Lehrmittel – nie fertig, immer im Fluss
Mit «Base Camp» erstellen SchülerInnen von Hand Skizzen für einen Fisch («Biologieunterricht»). Die Skizzen dienen als Vorlage, um den Fisch zu modellieren – im Fach «bildnerischen und technisches Gestalten».
Im dritten Schritt scannen die SchülerInnen ihre bunt bemalten physischen Fische mit dem Smartphone und erstellen so ein digitales 3D-Modell, mit dem sie den Fisch im Fach «Medien und Informatik» animieren. Was auf Papier begann, schwimmt am Schluss im Computer.
«Base Camp» zeigt, was möglich ist mit einem digitalen Lehrmittel und was «digital» bedeuten kann: Das Lehrmittel ist anpassungsfähig, nie fertig – es «wächst» mit den Schülerinnen und Schülern mit und kann bei Bedarf auf verschiedenes Vorwissen und Fähigkeiten der einzelnen Kinder eingehen.
Von mehrheitlich analog zu mehrheitlich digital
Viele Verlage entscheiden sich derzeit für die digitale Ausgabe eines Lehrmittels, wenn es pädagogisch Sinn macht. Diese Prämisse wird sich irgendwann wohl umdrehen: Die vorherrschende Form wird digital sein – wenn es pädagogisch Sinn macht, gibt es ein gedrucktes Buch dazu.
Bis dann haben die Schulen noch etwas Zeit, ihre Infrastruktur fit zu machen für digitale Lehrmittel. Es gibt Nachholbedarf. In der am Anfang erwähnten Umfrage gaben rund 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, dass es an ihrer Schule kein Internet gibt. Knapp die Hälfte von ihnen sagte, es gäbe zwar Internet – aber es sei zu langsam.
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