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Drohnenland Schweiz Drohnen, aber nützlich!

In nur wenigen Jahren haben sich Drohnen von schwer bedienbaren Flugmonstern zu smarten Helfern entwickelt, die in jeden Rucksack passen und fast von selber fliegen. Entstanden sind neue Anwendungsfelder und Geschäftsmodelle. Drei Beispiele.

Drohnen haben eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht: In einem Jahrzehnt haben sie sich vom schwerfälligen Fluggerät zum federleichten fliegenden Computer mit hochwertiger Kamera gewandelt. Was als Spielzeug begann, eröffnet ganz neue Möglichkeiten jenseits des Hobbybereichs.

Beispiel 1: Grosse Kamerabilder für grosse Bambi-Augen

Jeden Frühling bringen Rehgeissen ihre Kitze ins hohe Gras, wo sie sich verstecken. Die jungen Rehe haben in den ersten Lebenswochen statt einem Flucht- einen Duckinstinkt. Der schützt zwar vor ihren natürlichen Feinden, nicht aber vor Mähmaschinen. Schätzungen gehen von mehreren tausend Tieren pro Jahr aus, die Mähmaschinen zum Opfer fallen.

Der Verein Rehkitzrettung Schweiz will das verhindern. Fünf Jahre nach der Gründung helfen über 500 ehrenamtliche Pilotinnen und Piloten zwischen April und Juli, Rehkitze in Feldern aufzuspüren. Dazu fliegen sie vor dem Mähen eine Wiese präzise ab.

Zwei Hände tragen ein Rehkitz zu einer Kiste.
Legende: Ist das Rehkitz aufgespürt, gehts ab in die rettende Kiste. Keystone / Patrick Pleul

Mit an Bord ist eine Wärmebildkamera, die aus der Luft Livebilder sendet. Rehkitze sind darauf als Punkte erkennbar, die eine andere Färbung haben als die Umgebung, weil sie wärmer sind. Dies gelingt besonders gut, wenn nicht zusätzlich andere Objekte die Wärmebildkamera irritieren. Grosse Steine etwa, die durch die Sonne tagsüber aufgeheizt wurden, können so täuschen.

Um die Tiere effizient aufzuspüren, müssen die Drohnenretter deshalb sehr früh aufstehen und die Felder abfliegen, bevor die Sonne aufgeht. Rehkitzrettung ist deshalb ein Hobby, das professionelle Züge annimmt, zumal auch die Anschaffung der Ausrüstung schnell mehr als 5000 Franken kostet.

Der menschliche und finanzielle Einsatz lohnt sich: Über 6000 Rehkitze haben die ehrenamtlichen Pilotinnen und Piloten dieses Jahr gerettet.

Beispiel 2: Dem (unsichtbaren) Feuer auf der Spur

Drohnen mit Wärmebildkameras zählen mittlerweile zum festen Bestandteil vieler Feuerwehrkorps. Die freiwillige Feuerwehr Zug etwa bietet seit etwa zwei Jahren bei den meisten Löscheinsätzen eine Drohne auf, die mit ihrem Startgewicht von fast 10 Kilogramm und einer Spannweite von etwa einem Meter nicht mehr in die Kategorie der Spielzeugdrohnen fällt.

Das Fluggerät kann mit einer Akkuladung eine halbe Stunde lang fliegen und liefert der Einsatzleitung wertvolle Livebilder eines Brandes, etwa, wenn in einem Dachstock unter den Ziegeln ein Feuer lodert, das man von blossem Auge nicht entdecken würde. Durch diese Informationen können die Feuerwehrleute gezielt an einem bestimmten Ort löschen – oder rechtzeitig vor gefährlichen Stellen in einem brennenden Gebäude gewarnt werden.

Eine relativ grosse Drohne, vornedran zwei Fernbedienungen mit Display.
Legende: Diese Drohne liefert der freiwilligen Feuerwehr Zug an einem Einsatzort wertvolle Bilder zur Situation eines Brandes. Reto Widmer

Beispiel 3: In der Baubranche starten Drohnen gerade durch

Vor allem wegen des Solarbooms wollen immer mehr Hausbesitzer ihre Dächer exakt vermessen, um eine Anlage effizient planen zu können. Der Einsatz von Drohnen im Vermessungswesen hat sich deshalb in den vergangenen Jahren rasant entwickelt: Professionelle Anbieter setzen Drohnen für Vermessungs- und Kartierungsarbeiten ein.

Das Bundeshaus in Bern als digitales Modell.
Legende: Der digitale Zwilling des Bundeshauses, generiert aus Drohnenbildern. saferc.ch

Die Drohne liefert unzählige Fotos eines Objekts aus der Luft, aufgenommen aus unterschiedlichen Perspektiven. Aus diesen Aufnahmen kann über ein spezielles Verfahren, die sogenannten Fotogrammetrie, ein 3D-Modell erzeugt werden, also ein digitaler Zwilling eines Gebäudes.

SRF 3, 24.07.2023, 13:50 Uhr

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