«Eat.ch» ist nach eigenen Angaben die führende Schweizer Plattform für die Lieferung von Essen. Für dieses Jahr erwarteten die Betreiber, dass der schweizerische Markt auf 1.4 Milliarden anwachsen werde. Mit ihm will auch Eat wachsen. Das ist nun schneller eingetreten, als erwartet: In drei Monaten hat der Lieferdienst seine Ziele erreicht, die er sich für die nächsten 18 Monate gesteckt hatte.
Doch längst nicht alle Restaurants wollen mitmachen. Viele können oder wollen sich die Abgaben nicht leisten.
Für viele zu teuer
Eat verlangt nach Angaben verschiedener Gastronomen zwischen 11 und 18 Prozent des Einkaufbetrags als Provision. Geschäftsführer Dominic Millioud bestätigt einen tiefen zweistelligen Betrag. Hinzu kommt eine einmalige Gebühr für die Registrierung, nach Angaben verschiedener Unternehmer zwischen 300 und 600 Franken. Für die Miete eines kleinen Tabletcomputers mit Drucker verrechnet Eat eine Miete von 20 Franken pro Monat.
Nicht inbegriffen ist dabei die Lieferung der Ware. An einigen Orten übernehmen dies auf Wunsch Partner von Eat. Dann klettert die Provision auf bis zu 30%.
Lieber alles selber machen
Für viele Anbieter ist es attraktiver, ihr Angebot selber zu präsentieren in einem Shop auf der eigenen Homepage. So gemacht hat es die Berner Gasthausbrauerei «Barbière».
«Nach Bekanntgabe der Restriktionen haben wir innert wenigen Tagen unser Betriebskonzept über den Haufen geworfen und einen Onlineshop auf die Beine gestellt», erzählt Geschäftsführer Ändu Bart. Für die Lieferung des Essens hat er seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingespannt. So konnte er die Kurzarbeit reduzieren. Die Erfahrungen aus der neuen Vertriebsform waren so gut, dass er den Lieferdienst beibehalten hat.
Takeaway auf die Beine gestellt
In Langenthal steht das traditionsreiche Restaurant und Hotel «Bären». Als sich die Schliessung der Restaurants abzeichnete, entschied sich die stellvertretende Direktorin Sandra Guyaz zu einer Flucht nach vorn. Sie stellte als erste in der Stadt einen Takeaway auf die Beine mit hochwertigen Burgern, Salaten und anderen Gerichten, die sich für «über die Gasse» eignen. Das kam gut an, dennoch brach sie nach rund zwei Wochen die Übung ab. Aus wirtschaftlicher Sicht war es vernünftiger, den Betrieb ganz zu schliessen.
Dennoch ist Guyaz überzeugt, dass die Nachfrage nach Essen-Lieferungen zunehmen werde. Vor allem für Jüngere sei es normal, alles Mögliche Online zu bestellen – da gehöre hochwertiges Essen auch dazu.
Macht der Plattformen
Mit diesem Trend gewinnen die Vermittler zwischen hungrigen Kunden und Köchen an Bedeutung. Vor allem kleine Takeaways, die zu einem grossen Teil von Heimlieferungen leben, geraten immer mehr in eine Abhängigkeit, weil sie ohne Plattform in die Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Das erinnert an Buchungsplattformen für Hotelzimmer: Will ein Hotel im Geschäft bleiben, so muss es sich einem Vermittler anschliessen. Eine grosse Wahl bleibt nicht, denn der Markt wird von ganz wenigen Giganten beherrscht.
In Schweizer Städten kann man zwischen Lieferdiensten wählen. Neben Uber Eats kann man auch bei «Mosi.ch» oder «Smood.ch» bestellen.
Doch auch bei den Lieferdiensten findet eine Konzentration statt: Eat gehört der britischen Firma Just Eat, die vor Kurzem mit dem niederländischen Lieferdienst «Takeway» fusionierte. Geschätzter Wert des neuen Giganten: 7.6 Milliarden Dollar.