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Krebs ist nicht gleich Krebs: Grosse Datenmengen ermöglichen individuellere Therapien.
Aus Digital vom 08.06.2020. Bild: Colourbox
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Gesundheit Digitale Zwillinge sollen unser Gesundheitssystem modernisieren

Daten sind nicht nur für Facebook oder Google Gold – auch die Forschung setzt auf sie für die personalisierte Medizin.

«Die Zukunft der Medizin wird sich über bessere Forschung, bessere Diagnostik und bessere Einsicht in Daten umsetzen lassen» erklärt Oliver Bleck, General Manager bei Roche Schweiz. Dieses Vorgehen wird als personalisierte Medizin bezeichnet. Damit ist gemeint, dass das richtige Medikament für den richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt bereitsteht.

Der Ansatz ist nicht neu: Beim Optiker ist «personalisierte Medizin» schon länger Realität, denn jede Brille wird individuell auf die Sehschwäche abgestimmt. Neu sind die Möglichkeiten, die sich durch die Vernetzung der Patientendaten ergeben und deren Analyse und Auswertung durch Algorithmen mithilfe von Verfahren der künstlichen Intelligenz.

Daten von Krebspatienten helfen der Forschung

In den USA nutzt Roche die Aufzeichnungen aus elektronischen Patientendossiers von Krebskranken und generiert daraus Erkenntnisse, die helfen, die Behandlung zu verstehen und zu verbessern.

Das Schweizer Pharmaunternehmen nutzt dazu ein Netzwerk in den USA, an dem hunderte Ärztinnen und Spitäler angeschlossen sind. Die Experten tauschen untereinander ständig Erfahrungen aus: Wie reagiert ein Patient auf eine bestimmte Behandlung oder gibt es Nebenwirkungen?

Alle Erkenntnisse und Beobachtungen werden minutiös gesammelt und im Patientendossier festgehalten. So wird das elektronische Dokument mit der Zeit zu einem digitalen Zwilling des Krebskranken, das ihn exakt beschreibt.

Mithilfe dieser Zwillinge können Forschende nun die Wirkung neuer Medikamente und Therapien simulieren oder schauen, wie es sich auswirkt, wenn sie ein bestehendes Medikament verändern – ohne jedes Mal eine aufwändige menschliche Kontrollgruppe hinzuziehen zu müssen. So können Daten auch die Zulassung eines neuen Medikaments beschleunigen.

Datenaustausch immer mehr auch in der Schweiz

In der Schweiz vernetze das Swiss Personalized Health Network (SPHN) im Auftrag des Bundes Gesundheitsdaten für Forschungszwecke, sagt Mark Rubin vom Zentrum für präzise Medizin der Universität Bern, das beim SPHN mitwirkt. Der Amerikaner kam vor drei Jahren in die Schweiz, um seine Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten einfliessen zu lassen.

Im Moment sind Universitätsspitäler diesem Netzwerk angeschlossen, später sollen auch kantonale Spitäler dazukommen. So entsteht eine Art «Google für Patientendaten» – natürlich anonymisiert und unter strengen Datenschutzrichtlinien.

Derzeit sei man daran, die Infrastruktur zu etablieren und Methoden zu entwickeln, um die Patientendaten in Echtzeit auszutauschen, sodass die Forscher täglich aus den Gesundheitsdaten lernen könnten, sagt Mark Rubin.

Schneller Zusammenhänge erkennen

Auch bei Pandemien bringt das neue Vorgehen Vorteile. Wenn Forscher Zugriff auf die Beobachtungen behandelnder Ärzte haben, könnten sie schneller herausfinden, wieso ein Medikament bei gewissen Patienten wirkt und bei anderen nicht.

Noch ist das eine Zukunftsvision, sagt Rubin, er sei aber optimistisch, dass die Schweiz – wenn auch langsamer als andere Länder – auf einem sehr guten Weg sei: «Es ist wichtig, dies ordentlich zu machen.»

Die Vorgehensweise stimme: Zuerst Geld ausgeben für eine Infrastruktur, damit der Austausch der Daten geregelt sei, dann erst in Forschungsprojekte investieren, die zu klinischen Studien führten und schlussendlich zur verbesserten Behandlung von Patienten.

Radio SRF 1, 08.06.2020 16:10 Uhr

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