- Die Ausgangslage: Sechzehn Unternehmen aus der Schweiz stellen ein Problem vor.
- Die Lösung: Hackerinnen und Hacker aus der ganzen Welt sind eingeladen, bei einer «Challenge» (Neudeutsch für Wettbewerb), Ideen und Software zu entwickeln.
Der Anlass heisst HackZurich, der Wettbewerb fand am Wochenende zum fünften Mal statt. Von Freitagmittag bis Sonntagmorgen hatten die Teilnehmer Zeit, eine Aufgabe zu lösen. In diesen vierzig Stunden entstehen keine fertigen Produkte, sondern Prototypen, provisorische Lösungen – sogenannte «Hacks».
Die Probleme waren anspruchsvoll und ganz unterschiedlich: Die SBB etwa will Fahrgäste an der Haltestelle «Zürich Hardbrücke» dazu bringen, sich von den überfüllten Zonen auf dem Perron wegzubewegen.
Handverlesene Teilnehmer
Fünftausend Software-Spezialistinnen und Spezialisten aus sechzig Ländern hatten sich für einen Platz am Zürcher «Hackathon» beworben. Zugelassen wurden 580. Rund ein Viertel davon sind Frauen, erklärt Jonathan Isenring, einer der Gründer des HackZurich.
Zum Beispiel die Zwillingsschwestern Basma und Fatma aus Ägypten. Sie studieren im dritten Jahr Informatik: «Als ich das E-Mail mit der Zusage bekommen habe, habe ich mich gleich angemeldet», sagt Fatma. Es ist der erste «Hackathon» der beiden Schwestern. Sie freuen sich auf den Austausch mit Entwicklern aus anderen Ländern und möchten möglichst viel lernen.
Die beiden Schweizer Fubu und Marcel hingegen gehören zu den Veteranen. Schon zum fünften Mal machen der IT-Projektleiter und der Geschäftsführer am Zürcher Hackathon mit. «Einmal Entwickler – immer Entwickler», sagt Marcel lakonisch.
HackZurich 2018
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Bild 1 von 16. 580 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Welt kamen nach Zürich. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 2 von 16. Der Frauenanteil beträgt 24 Prozent. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 3 von 16. Das sind deutlich mehr Teilnehmerinnen als noch vor fünf Jahren. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 4 von 16. Alle Hackathon-Teilnehmer arbeiten konzentriert. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 5 von 16. Sicher, auch bei der Gruppenarbeit. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 6 von 16. Oder sie lösen ein Probleme zu zweit am PC. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 7 von 16. Lösungen ergeben sich meist im Gespräch im Team. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 8 von 16. Es gibt aber immer wieder etwas zu lachen. Bildquelle: SRF /Peter Buchmann.
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Bild 9 von 16. Oder die Entwickler entspannen sich im Plastik-Bälle-Bad. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 10 von 16. Andere halten sich mit Kaffee wach. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 11 von 16. Und noch mehr Kaffee. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 12 von 16. Bis auch Kaffee nicht mehr weiterhilft. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 13 von 16. Dann hilft nur noch eins: Kopf auf den Tisch. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 14 von 16. Weiter arbeiten kann man dann später wieder. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 15 von 16. Das ist der Hackathon bis zum Sonntagmorgen. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
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Bild 16 von 16. Bis der HackZurich 2018 endgültig Geschichte ist. Bildquelle: SRF / Peter Buchmann.
Firmen werben um Teams
Um die Teilnehmer für eine Aufgabe zu begeistern und auf die Herausforderung vorzubereiten, führen die Firmen am Freitagabend Workshops durch. Die SBB hat Pläne der Bahnanlagen und Statistiken vorbereitet. Aus den Messdaten verschiedener Sensoren, die auf den Treppen und den Perrons angebracht sind, lässt sich ablesen, wie sich die Leute im Bahnhof bewegen – oder eben nicht.
«Let the Hacking begin …»
Haben sich die Teams für eine Challenge entschieden, bleiben ihnen rund 35 Stunden bis zum Abgabetermin am Sonntagmorgen. Zum Schlafen reicht die Zeit oft nicht. Stattdessen sitzen die Teilnehmer in einer riesigen Halle an langen Tischen, arbeiten alleine konzentriert oder zu zweit an einem Computer und helfen sich gegenseitig.
Unter der Woche hart arbeiten oder studieren und am Wochenende nach Zürich reisen und dann bis zum Umfallen weiterarbeiten – da stellt sich die Frage, warum sich Berufsleute und Studierende das antun: Geht es ihnen um die Suche nach einem attraktiven Job?
Hackathon – bloss eine grosse Jobbörse?
Alle Teilnehmer, mit denen SRF Digital gesprochen hat, verneinen das. Sie betonen vielmehr, dass sie sich hier im Unterschied zu ihrem Beruf die Herausforderung selber aussuchen könnten und dass sie an interessante Daten gelangten, die sonst nicht öffentlich seien.
Auch den Unternehmen geht es nicht darum, möglichst schnell dringend gesuchte Fachkräfte zu rekrutieren: «Wir wollen nicht übers Wochenende einfach drei Stellen besetzen», sagt Christian Trachsel, der bei der SBB zuständig ist für Open-Data und technische Schnittstellen.
Das Unternehmen habe sich die regelmässige Teilnahme an Hackathons auf die Fahne geschrieben, weil es eine langfristige Strategie verfolge: «Wir wollen zeigen, dass Zug fahren auch viel mit Informatik zu tun hat, denn ohne Steuerungssoftware kommen Züge nicht mehr weit.»
Win-win
Die Firmen sind natürlich auch an Ideen interessiert, pfannenfertige Lösungen erwarten sie aber nicht: «Das Gute an einem Hackathon ist, dass völlig unverbrauchte Leute ein Problem angehen, die nicht schon einen ‘Bahnschaden’ haben», sagt Christian Trachsel. Er denkt dabei an Entwickler, die nicht schon alle Sicherheitsvorschriften auswendig kennen und bei jeder Idee präventiv Bedenken anmelden.
Für die SBB scheint sich das Engagement am HackZurich gelohnt zu haben: Der zweite Preis ging an ein Team, das eine Software entwickelt hat, die Leute über Lautsprecher auf dem Perron direkt anspricht, wenn sie am falschen Ort stehen: «Du im roten T-Shirt, bitte bewege dich weiter!» Trachsler ist von der Idee angetan und möchte sie ausprobieren.
Das Dreier-Team freut sich: Für die Brüder Amir und Ehsan Sarabadani Tafreshi und Amirs Ehefrau Sara, alle drei ETH-Abgänger, ist es schon das zweite Mal, dass sie einen Preis vom HackZurich mit nach Hause nehmen dürfen.