Den Überlieferungen nach haben sich die Appenzeller im Jahr 1378 zum ersten Mal zu einer Landsgemeinde versammelt, sagt der Innerrhoder Landammann Roland Inauen. Seither fand sie immer am letzten Sonntag im April statt.
Punkt zwölf Uhr beginnt jeweils der Aufzug der Standeskommission, des Kantonsgerichts und der Ehrengäste vom Rathaus zum Landsgemeindeplatz. Angeführt werden sie von der Musikgesellschaft Harmonie Appenzell, die einen langsamen Marsch spielt.
Stosswallfahrt abgesagt
Die Stosswallfahrt ist ebenfalls eine alte Appenzeller Tradition. Sie wurde 1940 wegen der Maul- und Klauenseuche schon einmal verschoben. Der Gedenkanlass an eine Schlacht, in welcher sich die Appenzeller erfolgreich gegen Vögte gewehrt haben, fällt dieses Jahr ebenfalls aus. Er ist jeweils Anfangs Mai.
Bei sehr garstigem Wetter wurde die Innerrhoder Landsgemeinde auch schon in die Pfarrkirche verschoben, das letzte Mal 1932. Heutzutage wäre das wegen der grösseren Anzahl Teilnehmenden und Besuchern nicht mehr möglich. Da schützt man sich auf dem Landsgemeindeplatz halt mit Regenschirmen.
Auch Schneefall ist für die Landsgemeinde kein Hindernis. Die Aufnahmen aus dem Jahr 1985 sind legendär.
Frauen in Innerrhoden können erst seit 1991 an der Landsgemeinde teilnehmen. Nachdem die Landsgemeinde das Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene dreimal abgelehnt hatte, wurde der Kanton Appenzell Innerrhoden auf eine staatsrechtliche Beschwerde hin durch ein Urteil des Bundesgerichts gezwungen, die Kantonsverfassung zu ändern und den Frauen das Stimm- und Wahlrecht zu gewähren.
Dieses Jahr wird die Innerrhoder Landsgemeinde coronabedingt auf den 23. August verschoben. Die Leute stehen so nahe beieinander, dass die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können, heisst es beim Kanton. Zudem besteht ein Versammlungsverbot wegen des Coronavirus.