Der Bund will Spurenstoffe, wie Wirkstoffe von Medikamenten, Spuren von Kosmetika, Putz- oder Waschmittel, in den Gewässern reduzieren – um die Hälfte. Denn diese Stoffe schädigen die Pflanzen und Tiere im Wasser.
Um das Ziel zu erreichen, mussten die Kantone Massnahmen für ihre Kläranlagen definieren. Die Anlagen müssen diese nun umsetzen. Die ARA Thunersee ist die erste im Kanton Bern, die eine neue Filteranlage für Spurenstoffe gebaut hat.
Der Bund hat 70 Prozent der Kosten von knapp 20'000 Franken bezahlt. Die Anlage funktioniert mit Pulver-Aktiv-Kohle, die die Spurenstoffe bindet. Der Kohle-Schlamm kann dann entsorgt und verbrannt werden.
Der Kanton Bern hat alle seine 63 Kläranlagen unter die Lupe genommen und kommt zum Schluss, dass 13 davon Massnahmen umsetzen müssen. Entweder bauen die ARA eine zusätzliche Reinigungsstufe, wie die ARA Thunersee, oder sie werden an eine andere Anlage angehängt.
Im Kanton Bern sind nach Angaben des kantonalen Amts für Wasser und Abfall (AWA) vor allem kleine und mittlere Gewässer belastet – dies im Mittelland und im Berner Jura. Aber auch der Bielersee hat eine hohe Konzentration an Spurenstoffen.
Die Kasse ist bereits leer
Dennoch werden weniger ARA als ursprünglich geplant Massnahmen ergreifen müssen. Der Bund hat die Ausnahmekriterien in der Verordnung entschärft – aus Kostengründen. Der Fonds für die geplanten Investitionen, ist nicht gross genug.
Im Kanton Bern müssen nun die ARA Mittleres Emmental und die ARA Grosshöchstetten nicht aufrüsten. Und das obwohl jene in Grosshöchstetten an der Kiese liegt, die stark belastet ist und als ökologisch schützenswertes Gewässer gilt.
Der Kanton würde gerne selber eine Verschärfung machen, aber wir haben die Grundlagen und das Geld nicht.
Dem Kanton Bern seien die Hände gebunden, sagt Reto Manser vom kantonalen Amt für Wasser und Abfall, AWA. Man könne die Kriterien nicht selber wieder verschärfen, damit die ARA Grosshöchstetten doch Massnahmen ergreifen muss. «Wir stützen uns da sehr stark auf die nationale Gewässerschutzgesetzgebung.» Auch wenn der Kanton also möchte, habe er die Grundlagen nicht – und auch das Geld nicht.
Das Ziel, die Gewässer im Kanton Bern von der Hälfte der Spurenstoffe zu befreien, werde erreicht, sagt Reto Manser. Da sei er überzeugt. Die geplanten Anlagen könnten die Wirkstoffe der Medikamente, die Spuren von Putz- und Reinigungsmittel, zuverlässig aus dem Wasser filtern.
In anderen Bereichen sei er aber skeptischer. «Bei den Einleitungen in die Gewässer aus der Landwirtschaft oder von den Strassen, müssen wir die Hausaufgaben noch machen.» Um den Pflanzen und Tieren in den Gewässern wirklich zu helfen, müssen also noch weitere Massnahmen umgesetzt werden.