Ob alte römische Mauern, Münzen oder Tonscherben: Dass sich im Aargauer Boden viele Überreste aus der Römerzeit finden ist bekannt. Vor allem in der Region zwischen den Städten Baden und Brugg waren die Römer vor rund 2000 Jahren sehr präsent, entsprechend vielfältig sind die Fundstätten und Ausgrabungen.
Eine neue Ausgrabung der Aargauer Kantonsarchäologie ist trotzdem speziell. Weniger wegen der Fundgegenstände, sondern den Leuten, welche an der Ausgrabung beteiligt sind. Es handelt sich nämlich ausschliesslich um freiwillige Helferinnen und Helfer.
Zum ersten Mal in der Schweiz bestreiten im Rahmen dieses Aargauer Pilotprojektes Freiwillige eine gesamte Ausgrabung. In den zwei Gruben in Vogelsang bei Turgi sind während drei Wochen total 20 Leute am graben, je 10-12 pro Tag. Sie pickeln und schaufeln und legen mit grosser Sorgfalt in Handarbeit römische Fundstücke frei.
Einer der Freiwilligen ist Albert Jauch, Pensionär aus Zofingen. Er habe sich schon immer für Archäologie und alte Geschichte interessiert, sagt er gegenüber Radio SRF. Die Gelegenheit selber einmal Teil einer Ausgrabung zu sein, findet er etwas ganz spezielles: «Wenn man sich vorstellt, dass man seit 2000 Jahren der erste ist, der hier etwas in die Hände nimmt, ist das schon eine emotionale Sache.»
Die freiwilligen Helferinnen und Helfer würden äusserst engagiert und auch gewissenhaft arbeiten, sagt der einzige Kantonsangestellte auf dem Grabungsplatz, der Archäologe Pirmin Koch. Er koordiniert das Pilotprojekt, hat die Freiwilligen ausgesucht und überwacht als Grabungsleiter die Arbeit. Es sei in der Schweiz das einzige Projekt, bei dem Freiwillige in so umfassender Form anpacken können. Bis jetzt funktioniere das bestens: «Es spricht nichts dagegen dieses Projekt weiterzuführen, sondern eher dafür, dass man es noch ausbaut.»
Tatsächlich sind die Hobby-Archäologen sehr gewissenhaft bei der Arbeit. Vermutlich seien die Laien fast vorsichtiger als einige Profis, schmunzelt Ausgrabungsleiter Koch. Genau das sei auch ein Gewinn für den Kanton. Die Freiwilligen seien sehr sorgfältig und würden vieles in Handarbeit erledigen, was man sonst grob mit dem Bagger machen würde. Dadurch erhalte man auch aus der Perspektive der Archäologie einen Mehrwert. Der Einsatz der Freiwilligen sei auch keinesfalls ein Sparprojekt, betont Koch.
Bei einer archäologischen Ausgrabung zählen allerdings nicht nur Sorgfalt und Engagement, auch die wissenschaftliche Qualität ist wichtig. Auch in diesem Punkt windet Ausgrabungsleiter Koch "seinen" Freiwilligen ein Kränzchen: «Wenn man sie gut anlernt, können sie alles machen, graben, zeichnen, fotografieren.» So könne man die Funde dann auch wissenschaftlich gut auswerten.
Für die freiwilligen Helferinnen und Helfer ermöglicht das Projekt einen spannenden Einblick in die Arbeit der Kantonsarchäologie. Der Kanton auf der anderen Seite kann dank dem Projekt Ausgrabungsprojekte anpacken, die sonst eventuell noch zuwarten müssten, weil Personal oder Geld fehlt.