Für obdachlose Menschen gibt es seit Herbst 2018 zwei Notschlafstellen: Eine für Männer im Wettsteinquartier und eine nur für Frauen in der Rosentalstrasse ganz in der Nähe zum Badischen Bahnhof. Der Grosse Rat hatte einstimmig 800'000 Franken für ein zweijähriges Pilotprojekt bewilligt.
Frauen nutzen Notschlafstelle mehr
Tatsächlich kämen jetzt mehr Frauen in die Notschlafstelle, sagt Ruedi Illes, Leiter der Basler Sozialhilfe. Von den 28 Plätzen sei jede Nacht durchschnittlich die Hälfte besetzt. Es gäbe doppelt soviele Übernachtungen von Frauen in der Notschlafstelle wie früher, sagt Illes. Sie hätten allerdings mehr erwartet.
Vielen Frauen haben Gewalt erlebt. Es ist wichtig, dass sie Orte haben, wo keine Männer sind.
Auch Elfie Walter, Leiterin der Frauenoase, sagt, sie hätte erwartet, dass mehr Frauen in der neuen Notschlafstelle schlafen würden. Trotzdem sei es für Frauen sehr wichtig, dass sie in gewissen Institutionen unter sich seien. «Vielen Frauen haben Gewalt erlebt. Es ist wichtig, dass sie Orte haben, wo keine Männer sind.» Manche Frauen müssten auf der Gasse auch vor Männern fliehen. Für Frauen, glaubt Elfie Walter, sei die Hemmschwelle in die Notschlafstelle zu gehen höher als für Männer.
Lilian Senn ist 62 und sie kennt das Leben auf der Strasse. Sie war mehrere Jahre obdachlos in Basel. Ein ganzes Jahr lang schlief sie in der Notschlafstelle. Dort habe sie Übergriffe von Männern erlebt. Das könne in der neuen Notschlafstelle, wo nur Frauen schlafen, nicht passieren.
Ich möchte selber bestimmen, was ich mit meinem Körper mache.
Viele Frauen auf der Gasse würden sich für ein Dach über dem Kopf prostituieren. Das könne man von einer Frau nicht verlangen, sagt Lilian Senn. «Ich möchte selber bestimmen, was ich mit meinem Körper mache.» Lilian Senn hat schon als Kind sexuelle Gewalt erlebt. Eine Notschlafstelle nur für Frauen sei ein Schritt in Richtung mehr Würde und Sicherheit für die Frauen auf der Gasse.