«Die Situation hat sich überhaupt nicht verbessert», sagt der Nutzer eines Respironics-Atemgerätes von Philips – einer von rund 40'000 in der Schweiz – im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Er leidet an Schlafapnoe, nächtlichen Atemaussetzern im Schlaf, und seit Monaten geht er auch noch aus einem anderen Grund mit einem unguten Gefühl zu Bett.
Gefährliche Schaumstoff-Partikel
Philips hat diese Geräte im Frühsommer 2021 in den USA zurückgerufen und es im Rest der Welt bei einer «Sicherheitsmitteilung» belassen. Grund: Aus dem für die Schalldämmung dieser Geräte verwendeten Schaumstoff könnten sich Partikel lösen – in erster Linie bei schwül-heissem Wetter. Wenn man diese Teilchen einatmet, könnte dies zu Übelkeit oder Asthma führen und im schlimmsten Fall sogar Krebs auslösen. Man kläre die Sache aber noch vertieft ab, so Philips damals.
Gleichwohl raten Ärzte und Lungenliga den Patientinnen und Patienten hierzulande weiterhin dringend davon ab, die wichtige und wirksame Schlafapnoe-Therapie zu unterbrechen. Denn dies könnte ebenfalls schlimme Folgen haben, von Übermüdung bis zu einem Schlaganfall oder gar einem Herzinfarkt.
«Wenn man sich nicht wehrt, passiert nichts»
Tausende von Betroffenen warten derweil seit Monaten auf weitere Informationen oder irgendeine Art von Unterstützung. Die Lungenliga, welche neben Ärzten und Kliniken diese Atemgeräte vermietet und verkauft hat, habe es mit einem Filter versucht, doch der falle in der Nacht immer wieder ab und er wache auf, sagt ein betroffener «Espresso»-Hörer. Dabei sollen die Geräte ja für einen ruhigen Schlaf und gleichmässiges Atmen sorgen.
Ein anderer Patient hatte Glück. Als er bei der Leitung der Lungenliga seines Wohnkantons interveniert hatte, konnte ihm diese ein Ersatzgerät einer anderen Firma, Resmed, organisieren. Sein Fazit: «Wenn man sich nicht wehrt, passiert nichts.»
Lungenliga mit Taskforce gegen Philips
Doch der Run auf solche Alternativen ist zurzeit weltweit sehr gross und man könne wirklich nur ein Minimum an Ersatzgeräten anbieten, für jene Patientinnen und Patienten, die mit dem Modell von Philips wirklich keinen Schlaf finden, sagt Tina Meyer, Sprecherin der Lungenliga: «Wir möchten so gerne allen Betroffenen helfen, können es aber nicht, weil uns die alternativen Geräte fehlen.»
Wir möchten so gerne allen Betroffenen helfen, können es aber nicht, weil uns die alternativen Geräte fehlen.
Man mache aber weiter Druck bei der Herstellerin, damit diese vorwärtsmache und die fraglichen Geräte repariere oder ersetze. Die Lungenliga hat dafür eine Taskforce gegründet.
Auch Swissmedic macht Druck
Auch die Heilmittelbehörde Swissmedic sitzt Philips im Nacken – gemeinsam mit den Behörden anderer europäischer Länder: «Der Hersteller wurde aufgefordert, ergänzend zu den bisher vorliegenden Informationen weitere toxikologische Untersuchungen zum Gefährdungspotenzial und konkrete Informationen zum Reparatur- und Austauschprogramm zu liefern», schreibt Swissmedic auf Anfrage von «Espresso». Falls nötig werde man «Verwaltungsmassnahmen» ergreifen. Diese reichen von einer Beanstandung bis zum Entzug der Zulassung.