Der Bahnhof Lenzburg ist eine wichtige Verkehrsdrehscheibe mitten im Aargau. In den Spitzenzeiten fahren die Züge fast im Minutentakt ein und aus.
Doch der Bahnhof Lenzburg ist ein Nadelöhr, und zwar ein gewaltiges. Er wurde in den 70er-Jahren gebaut und ist ausgelegt für ca. 12'000 Passagiere pro Tag. Doch heute quälen sich Tag für Tag rund 25'000 Personen durch den Bahnhof.
Die Perrons und die Zugänge dazu sind für diese Menschenmassen zu knapp. Wenn gleichzeitig mehrere Züge einfahren, wird es schnell einmal eng.
Das grösste Problem ist aber, dass es im Bahnhof Lenzburg nur eine einzige Personenunterführung gibt. Und diese ist viel zu schmal für die heutigen Pendlerströme.
Anfang Dezember 2017 erlebte der Bahnhof Lenzburg einen schlimmen Tag. Es schneite und deshalb wollten viele Leute den Zug nehmen. Doch genau im morgendlichen Stossverkehr legte eine technische Störung den Betrieb lahm.
Die Pendler kamen in der Unterführung nicht mehr vorwärts und auch nicht rückwärts. Sie stauten sich bis auf die Perrons zurück. Die Gefahr bestand, dass Leute auf die Geleise fallen oder diese zu Fuss übequeren würden.
Beim Aargauer Regierungsrat und Baudirektor Stephan Attiger schrillten dann die Alarmglocken.
Er schrieb dem Bundesamt für Verkehr einen geharnischten Brief. «Was sich an diesem Morgen ereignete, sprengt den akzeptablen Rahmen. Mit dem Gedränge in der komplett verstopften Unterführung und auf den Perrons ist der Kanton Aargau um die Sicherheit der Bahnreisenden äusserst besorgt», heisst es in dem Schreiben. Und weiter: «Da der Kanton Aargau weder eine Betreiber- noch eine Aufsichtsfunktion innehat, lehnt er die Haftung für allfällige Ereignisse ab.»
Der Kanton Aargau fordert vom Bundesamt für Verkehr den Bau einer provisorischen Passerelle über die Geleise, um die enge Unterführung zu entlasten. Und die Regierung will, dass das Ausbauprojekt für den Bahnhof Lenzburg beschleunigt wird.
Das Bundesamt für Verkehr hat für diese Wünsche nicht viel Gehör. Eine provisorische Passerelle sei «nicht zielführend», antwortet das BAV der Aargauer Regierung. Dadurch würden die Flächen auf den Perrons noch weiter reduziert und es könnten «zusätzliche kritische Engpässe» entstehen.
Momentan lebt die Aargauer Regierung weiter in der Angst, es könnte jemand vom Perron auf die Geleise stürzen oder es könnte eine Massenpanik geben im engen Bahnhof Lenzburg.
Ein Vorprojekt für den Ausbau des Bahnhofs ist vorhanden. Man rechnet mit Kosten von 200 Millionen Franken. Aber von der Planung bis zur Ausführung wird noch viel Zeit verstreichen. Simone Rangosch, Leiterin der Abteildung Verkehr beim Kanton Aargau, rechnet mit einer Inbetriebnahme des ausgebauten Bahnhofs Lenzburg «frühestens» im Jahr 2028. Der Ärger und die Gefahren in Lenzburg werden also noch mindestens 10 Jahre dauern.