Wie immer steht Peter Roth in einem dunklen Anzug hinter der Bar, die kurzen grauen Haare präzise gekämmt. Wenn er sich in seinem Reich umblickt, kommt er ins Schwärmen: «Die Bar ist ein Gesamtkunstwerk. Die Lampen von Diego Giacometti, die Kunst von Miró und Chagall. Sie durfte ich noch bedienen, als ich angefangen habe hier zu arbeiten.»
Seit 1976 mixt Peter Roth seine Cocktails in der Bar der Kronenhalle. Er servierte Marc Chagall Drinks und Friedrich Dürrenmatt seinen Beaujolais. Doch egal ob ein Gast prominent war oder nicht, er bediente alle gleich freundlich. Und hatte für alle ein offenes Ohr: «Das ist wichtig. Ein Barkeeper muss gut zuhören können. Man muss den Kontakt zum Gast suchen und ihm das Gefühl geben, dazu zu gehören.»
40 Jahre an der Bar – ohne einen Schluck Alkohol
Mit seinem Stil erlangte er bald selber Kultstatus. Auch dank seinen Mix-Künsten: 1984 wurde er mit seiner Kreation des Cocktails «Ladykiller» Weltmeister. Eine grosse Ehre für Peter Roth: «Als Schweizer Meister hatte ich die schöne Aufgabe, das Land zu vertreten. Diesen Titel zu gewinnen war grossartig.»
Ein Barkeeper muss gut zuhören können, den Kontakt suchen zum Gast.
Für sich selber mixt Peter Roth lieber einen guten Gin Tonic als den Ladykiller. Allerdings trinkt er nie Alkohol während des Tages – und nie im Dienst: «Es ist nicht einfach. Man muss auch vielen Gästen absagen, die mich einladen wollen. Aber diese Disziplin braucht es als Barkeeper.»
Nun nähert sich der Moment, an dem Peter Roth seinen letzten Drink mixt in der Kronenhalle, nach vier Jahrzehnten. Da mischt sich schon etwas Wehmut bei: «Nach so langer Zeit werden mir die Gäste und die Mitarbeiter schon fehlen.» Am Silvesterabend wird es soweit sein. Dann mischt Peter Roth seinen letzten Cocktail.