Wenn die Klasse 3A der Primarschule Bottmingen Französisch lernt, geht es lebhaft zu und her: Es wird gesungen, gespielt und diskutiert; Grammatik kommt höchstens am Rand vor. Lehrerin Andrea Meshesha unterrichtet nach dem Fremdsprachen-Konzept «Passepartout». Und dieses sieht vor, dass die Kinder die Sprache selbst entdecken - so, wie ein Kleinkind seine Muttersprache lernt.
Die «Passepartout»-Methode sei ein klarer Fortschritt, findet Meshesha: «Früher lernten die Kinder kleine Sätze und Dialoge. Das funktionierte zwar im Klassenzimmer gut, aber im Alltag waren die Kinder völlig überfordert, wenn sie unbekannte Wörter hörten.» Mit der neuen Methode sei dies ganz anders: «Die Kinder lernen immer noch Satzstrukturen, müssen aber selber die passenden Wörter finden. So lernen sie, sich mit ihrem beschränkten Wortschatz auszudrücken.»
Deshalb erklärt Meshesha ihren Drittklässlern keine Grammatikregeln und lässt sie keine Wörterlisten auswendig lernen. Die Kinder sollen zuhören, sprechen und spielerisch an die Regeln herangeführt werden. Bei den Schülerinnen und Schülern kommt diese Methode gut an. Sie beteiligen sich jedenfalls engagiert am Unterricht und offensichtlich macht es ihnen Spass, eine neue Sprache zu lernen.
Politisch umstritten
Auf politischer Ebene ist «Passepartout» dagegen nach wie vor umstritten. Das Komitee «Starke Schule Baselland» hat eine Initiative lanciert, um die Lehrmethode wieder abzuschaffen.
Die Kritik: Dadurch, dass die Kinder kein Vokabular und keine Grammatikregeln lernen müssen, würden sie die Lernziele verfehlen. Andrea Meshesha versteht die Kritik, sagt aber, in der dritten Klasse seien die Kinder noch zu jung, um Wörter zu büffeln. Vokabular und Grammatik würden ab der fünften Klasse systematisch behandelt.
Skeptische Eltern
Aber auch viele Lehrpersonen und Eltern sind skeptisch. So etwa Annalisa Landi, deren Sohn nach der «Passepartout»-Methode unterrichtet wird: «Ich erkenne keine klare Linie. Mein Sohn lernt im dritten Jahr Französisch und kann praktisch kein Französisch.»
Trotzdem will Landi nichts von einer Abschaffung der Methode wissen: «Die Kinder beteiligen sich am Unterricht, das ist ein grosser Unterschied zu früher. Man sollte Passepartout auf keinen Fall aufgeben.» Landi findet aber, man solle den Unterricht besser strukturieren und den Kindern auch zumuten, Wörter zu lernen.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)