Hannes Reiser spricht lieber von «Kirchenasyl» als von einer «Kirchenbesetzung», wenn er zurückschaut auf die Ereignisse von 2001. Mehrere Sans Papiers versammelten sich damals in der Antoniuskirche im Kannenfeldquartier, um auf ihr Problem aufmerksam zu machen. Auf das Problem von Menschen, die zwar schon lange in der Schweiz leben, aber keine gültigen Papiere haben.
Damals duldete die Kirche die Fremden, heute nicht
Die Zuflucht in der Kirche sei das richtige Mittel gewesen, um auf das politische Anliegen aufmerksam zu machen, sagt Hannes Reiser rückblickend. Er sieht Parallelen zur aktuellen Besetzung der Matthäuskirche durch abgewiesene Asylsuchende und deren Unterstützer. «Auch heute suchen Menschen Schutz, die in unserer Gesellschaft unter die Räder kommen.»
Es gibt aber auch einen klaren Unterschied zwischen den Ereignissen damals und heute. Die Sans Papiers wurden von der Kirche geduldet. Bei der Besetzung der Matthäuskirche sprichen die Verantwortlichen der Kirche dagegen von «Hausfriedensbruch». Ein Missbrauch der Kirche sei es dennoch nicht, findet Hannes Reiser. Die Kirche müsse dasein für Menschen, die unter Druck gerieten. Und sie müsse gesellschaftliche Diskussionen ermöglichen.
2001 blieben die Sans Papiers einige Monate in der Antoniuskirche und zogen dann weiter in andere Kirchen, die ihnen Unterschlupf gewährten. Hannes Reiser spricht von «Wanderasyl». Alle jene Sans Papiers, die damals Schutz suchten, hätten heute eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)