Am Dienstag machte das «Regionaljournal Basel» publik, dass die frühere Direktorin des Historischen Museums Basel ein riesiges Finanzloch hinterliess. Für eine einzige Sonderausstellung brauchte sie das ganze Budget auf, das für mehrere Ausstellungen gedacht war. Insgesamt fehlen 750'000 Franken in der Kasse des Museums. Davon sind 150'000 Franken die Abfindung von Marie-Paule Jungblut.
«Ich hatte die Finanzen im Griff»
Seither hagelt es Kritik von Politikern. Alle fragen sich, wie diese Misswirtschaft passieren konnte. Nun nimmt Marie-Paule Jungblut Stellung. Sie hatte das Museum im August 2015 aufgrund von personellen Problemen verlassen. Sie sei «überrascht» gewesen, als sie vom Finanzloch in ihrem ehemaligen Museum hörte. Weder der Leiter der Abteilung Kultur, Philippe Bischof, noch der Regierungspräsident Guy Morin hätten sie informiert.
Den Vorwurf der Misswirtschaft weist sie von sich: «Als ich noch im Museum war, waren die Konten in Ordnung. Ich hatte die Finanzen im Griff», beteuert Jungblut. Die Finanzkontrolle des Kantons Basel-Stadt kommt zu einem anderen Schluss: Ende August 2015 fehlten in der Museumskasse rund 750'000 Franken. Jungblut sagt dazu: «Bei der letzten Ausstellung hatte ich die Zusicherung von Drittmitteln. Es kann höchstens sein, dass diese Drittmittel nicht eingelöst wurden».
Marie-Paule Jungblut verweist insbesondere auf eine sogenannte «Publikumsreserve». Ein Konto der Stiftung für das Historische Museum Basel. Tatsächlich könnte die Museumsdirektion - unter Einverständnis der gesamten Geschäftsleitung - auf dieses Konto zugreifen. Es stellt sich jedoch die Frage, wie sinnvoll oder sorgfältig es ist, ein Konto, das aus Legaten stammt und über lange Jahre gewachsen ist, für zwei Ausstellungen aufzubrauchen.
Submissionsgesetz verletzt?
Finanzdebakel im Historischen Museum
Auch den Vorwurf, sie habe Ausstellungstätigkeiten unter der Hand, und ohne eine Gegenofferte einzuholen, vergeben, weist Jungblut von sich: «Ich habe mich an die gängige Praxis gehalten», sagt sie. Es habe schriftliche Verträge gegeben. Warum die Finanzkontrolle zu einem anderen Schluss kam, sei ihr «schleierhaft».
Was stimmt denn nun?
Die Aussagen der Finanzkontrolle bzw. des Departements und die Aussagen von Marie-Paule Jungblut könnten unterschiedlicher nicht sein.
Fest steht, dass es sich nicht um lose Behauptungen handelt, sondern um einen Bericht der Finanzkontrolle. Das Finanzloch ist real.
Klar ist jedoch, dass nicht eine einzelne Person die ganze Schuld trifft. Auch das Präsidialdepartement muss sich fragen, wie das controlling angepasst werden kann. Schaut man die Budgets der letzten Jahre an, so sieht man, dass die Drittmittel immer wie grosszügiger budgetiert wurden. Das Präsidialdepartement verliess sich einfach auf die Aussagen von Frau Jungblut, dass diese Mittel schon fliessen würden.
Und auch bei der parlamentarischen Aufsicht gibt es Unklarheiten. Die Finanzkommission verweist auf die Bildungs- und Kulturkommission. Diese jedoch sagt, sie sei nur für kulturpolitische Fragen zuständig, nicht aber für das Finanzielle.
(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)