Goethes Faust hat am Goetheanum Tradition. Seit der Uraufführung im Jahre 1938 fanden in Dornach 74 Aufführungen des Originaltextes statt. Nun wagen sich die Regisseure Christian Peter und Andrea Pfaehler an eine Neuinszenierung. Der Text bleibt aber unverändert, wie in allen bereits gespielten Bühnenfassungen.
Neu ist das Bühnenbild. Früher spielten die Szenen in naturalistisch nachgebildeten Orten. Heute werden auf der Bühne die Räume nur noch mit wenigen Requisiten angedeutet. Auch die Musik wurde verändert. Hier fand eine Modernisierung statt. Zum Teil wird der Text mit atmosphärischen Klangteppichen musikalisch begleitet.
Die 18 Stunden Theater finden jeweils an drei aufeinanderfolgenden Tagen in Zweistundenblöcken statt. Dennoch sei das Publikum gefordert, sagt Andrea Pfähler. Die Situation sei zum Beispiel zu vergleichen mit der Wanderung auf dem Jakobsweg. «Es braucht Überwindung und man muss es wollen. Wenn man es dann überstanden hat, so ist man beseelt.»
Faust-Aufführung bricht viele Rekorde
Die Aufführung sprengt nicht nur wegen ihrer Länge sämtliche Grenzen. So mussten für die Neuinszenierung 600 Kostüme neu angefertigt werden. Die Kosten der ganzen Produktion belaufen sich auf 6 Millionen Franken. Geld, das vor allem durch Spenden und den Ticketverkauf aufgebracht werden kann.
Goethes «Faust» ist ein zentrales Werk für die Anthroposophen. Darin werden zentrale Fragen der Anthroposphie behandelt. Fragen, die Faust sich stellt, sind auch Fragen, die Rudolf Steiner beschäftigten. «Im Stück werden Gedanken auf der Bühne erlebbar, die in Steiners Philosophie zentral sind», sagt Pfähler.
Das Stück soll im Jahre 2016 sechs Mal gespielt werden. Die kommenden Aufführungen sind zum Teil simultan übersetzt. Goethe erobere mittlerweile auch den asiatischen Raum. «Im Moment entstehen viele neue Waldorschulen in China. Wir werden bis in den Fernen Osten wahrgenommen.»
(Regionaljournal Basel, 12.03 Uhr)