Es handle sich um ein «historisch ausserordentlich bedeutsames Ereignis», so der Oberbürgermeister von Weil am Rhein, Wolfgang Dietz, am Dienstag anlässlich einer Medienkonferenz zur Verlängerung der Tramlinie 8 von Basel ins deutsche Weil am Rhein. Das Tram der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) wird künftig unter der Woche tagsüber alle 15 Minuten zwischen Kleinhüningen und Weil am Rhein verkehren.
Einkaufstouristen und Verkehrsberuhigung
Die neue Tramlinie sei deshalb so wichtig, weil die Berufspendler von Weil eine direkte Verbindung nach Basel erhalten. Und weil die Einkaufstouristen in die andere Richtung direkt bis ins Stadtzentrum von Weil fahren können.
Weil erhofft sich, dass dank der neuen Tramlinie mehr Einkaufstouristen nach Basel kommen. Die Wirtschaftsförderung hat bereits einen neuen Einkaufsführer herausgegeben sowie eine App. Es gehe aber um mehr als um den quantitativen Zuwachs der Einkaufstouristen. «Wir erhoffen uns, dass die Konsumenten auf die Tram umsteigen und wir eine Verkehrsberuhigung erreichen», so Wirtschaftsförderer Peter Krause.
Skepsis in Basel
Dass die öffentliche Hand von Weil die neue Tramlinie derart bewirbt, kommt beim Basler Gewerbe nicht wirklich gut an. «Grundsätzlich ist jeder Einkaufstourismus nach Weil nicht ideal», so Mathias Böhm vom Verein Pro Innerstadt. Dennoch gibt er sich optimistisch. Schliesslich fahre die Tram in beide Richtungen und bringe auch mehr Leute in die Basler Innenstadt. «Viele Deutsche und Franzosen kommen in die Schweiz weil sie zum Beispiel elektronische Geräte hier günstiger erhalten.»
Auch Gewerbedirektor Gabriel Barell hat keine Bauchschmerzen wegen der neuen Tramlinie. «Der Eurokurs ist nicht in Stein gemeiselt. Zudem ist der Preis nicht das einzige Kriterium.» Tatsächlich spricht auch Peter Krause von einer win-win-Situation. «Das Angebot von Weil ist in einigen Bereichen nicht mit dem Angebot von Basel zu vergleichen.» Krause denkt dabei beispielsweise an das Theater. «Für uns von Weil war es bisher schwierig, nach Basel zu kommen weil wir keinen Parkplatz finden konnten oder teure Gebühren bezahlen mussten.» Nun sei dies viel einfacher.
Grenzwächter in Zivil
Damit der Einkaufstourismus zwischen Weil und Basel nicht ausartet, ist die Grenzwacht gefordert. Im Tram werden Grenzwächter Kontrollen durchführen, zivil und in Uniform. Damit die Trams dennoch planmässig fahren können, müssen Personen, bei welchen eine weitere Abklärung notwendig ist oder Unregelmässigkeiten festgestellt werden, aus dem Tram aussteigen. Nur so sei es möglich, den Fahrplan einzuhalten, sagte Patrick Gantenbein, Mediensprecher des Grenzwachtkommandos Basel.
Auch der deutsche Zoll werde Stichprobenweise Kontrollen machen, sagte Antje Bendel, Sprecherin des Hauptzollamts Lörrach. Die deutschen Zollbeamten können dazu das Tram auch während der Fahrt anhalten, um zuzusteigen.
Oldtimertrams und Stadtrundfahrten
Eingeweiht wird die verlängerte BVB-Linie am Freitag mit einem offiziellen Festakt mit geladenen Gästen. Am Sonntag, wenn die Linie in Betrieb genommen wird, darf auch die Bevölkerung feiern: An mehreren Festplätzen entlang der neuen Tramlinie gibt es neben Informationen unter anderem auch Musik und Glühwein.
Nur einer dieser Festplätze liegt auf Basler Seite. Grund dafür sei, dass an diesem Adventssonntag in Basel ohnehin die Läden geöffnet seien, nicht aber in Weil am Rhein, erklärten die Verantwortlichen. Die Fahrt auf der neuen Linie ist am Eröffnungstag gratis; zudem werden moderierte Stadtrundfahrten und Oldtimer-Fahrten angeboten.
GA und U-Abo gültig
Die Verlängerung der Linie 8 ist der erste grenzüberschreitende Strassenbahnbau in Europa seit über 75 Jahren. Die Neubaustrecke ist 2,6 Kilometer lang, davon liegen 1,6 Kilometer auf deutschem Gebiet.
Mit dem Generalabonnement oder dem U-Abo des Tarifverbunds Nordwestschweiz (TNW) kann die Tramlinie 8 auf ihrer ganzen Länge frei benutzt werden. Dagegen kann mit einem Halbtax-Abo nur auf der Schweizer Seite ein Billett zum halben Preis für die Fahrt über die Grenze bezogen werden.
Die Kosten für das Projekt waren auf 104 Millionen Franken veranschlagt. Davon übernehmen der Bund 44 Millionen Franken, Basel-Stadt und die BVB 38 Millionen Franken. Die restlichen 22 Millionen Franken entfallen auf die deutsche Seite. Die Kosten im Abschnitt Basel-Stadt seien innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens, sagte Despotovic.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)