Winterthur, Freiburg und Rom. Das sind drei Städte mit einer verkehrsfreien Innenstadt. Freiburg war die erste Stadt, die das neue Verkehrsregime einführte, nämlich vor ungefähr 40 Jahren. Die Städte Winterthur und Rom setzen ein solches Konzept ebenfalls seit Längerem um - mit weniger und mehr Erfolg.
Rollender Prozess in Winterthur
«Das Winterthurer Verkehrskonzept ist nicht ganz vergleichbar mit dem Basler», sagt der zuständige Verkehrsplaner Beat Kammermann gegenüber dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF. In Winterthur sei das Fahrverbot nur auf gewisse Gassen beschränkt.
Auf der Webseite von Winterthur Tourismus wirbt die Stadt mit der «grössten zusammenhängenden Fussgängerzone der Schweiz». Fragt man nach stellt sich aber heraus, dass nur in kleineren Teilen dieser Fussgängerzone ähnlich strenge Gesetze wie in Basel gelten. Im grösseren Teil dürfen Gewerbetreibende den ganzen Tag Waren zu ihren Geschäften fahren.
Dieser Kompromiss sei 1999 ausgehandelt worden, sagt Beat Kammermann, Hauptabteilungsleiter Verkehrslenkung in Winterthur, gegenüber dem "Regionajournal Basel" von Radio SRF. Obwohl Winterthur seit 15 Jahren eine Fussgängerzone eingeführt habe, sei der Prozess noch nicht abgeschlossen. «Regelmässig treffen sich Anwohner, Polizei und Planung, um das Reglement zu justieren.» Es brauche viele Gespräche und am Ende sei die beste Lösung ein guter Kompromiss. Sture Durchsetzung führe nämlich nicht zum Erfolg.
Freiburg im Preisgau als Vorreiter
Auch Martin Haag, Bürgermeister für Bau und Verkehr in Freiburg im Breisgau spricht von einem Prozess: «Wir müssen flexibel sein und die Regelung differenziert anwenden.» Das hat dazu geführt, dass das Verkehrskonzept in den letzten 40 Jahren immer wieder angepasst werden musste. «Heute dürfen gewissen Branchen - zum Beispiel Blumenläden - auch am Nachmittag in die Innenstadt fahren». Trotz flexibler Umsetzung des Konzepts, sei das Grundziel, eine freie Innenstadt zu haben, nicht gefährdet.
Seit Einführung der autofreien Innenstadt, ist die Zahl der körperlich behinderten Menschen gestiegen.
Ganz anders sieht das in Italien, genauer in Rom aus. Rom kennt die autofreie Innenstadt seit 2001. 13 Jahre später sei von der restriktiven Handhabung nichts mehr zu merken, sagt Massimo Agostinis, SRF Korrespondent. «Die Lobby von Taxifahrern, Anwohnern und Politiker haben das Fahrverbot gelöchert.» Die Taxifahrer zum Beispiel argumentierten, dass die Schönen und Reichen direkt vor den teuren Designerläden aussteigen möchten.
Auch gebe es - zumindest auf dem Papier - mehr körperlich behinderte Menschen. Diese würden mit ihren Autos in die Innenstadt fahren. «Meistens steigen dann aber gesunde Menschen aus», sagt Agostinis.
Ein Zustand, der vor allem vom Tourismus Büro in Rom mit Bedenken zur Kenntnis genommen wird. Offenbar beklagen sich 70 Prozent der Touristen über zu viel Verkehr auf Roms Strassen - egal wo.