Seit 2012 gehören die Spitäler und die Psychiatrie im Baselbiet nicht mehr zur Kantonsverwaltung, sondern sind selbständig. Das Kantonsspital Baselland, das die drei Spitäler Liestal, Bruderholz und Laufen zusammenfasst, ist ein Unternehmen, das sich dem freien Wettbewerb unter den Spitälern stellen muss. Um dabei bestehen zu können, treten das Kantonsspital Baselland und die Psychiatrie Baselland nun der Wirtschaftskammer bei.
Dass die Spitäler einem Verband beitreten, der in erster Linie die Interessen des Gewerbes vertritt, ist auf den ersten Blick überraschend. Aus Sicht des Kantonsspitals sei der Schritt jedoch logisch, sagt Verwaltungsratspräsident Dieter Voellmin gegenüber dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF. «Wir sind nicht mehr im Schoss des Kantons, da sucht man nach Netzwerken und findet sie bei den Wirtschaftsverbänden.»
Das Kantonsspital Baselland will unter anderem vom Fachwissen der Wirtschaftskammer profitieren beim Formulieren eines Gesamtarbeitsvertrags für die Mitarbeiter. Eng zusammenarbeiten will man auch bei der Berufsbildung.
Ein politischer Entscheid
Der Beitritt zur Wirtschaftskammer hat aber auch zweifellos eine politische Komponente, obschon dies die Beteiligten herunterspielen. Die Spitalführung wurde zuletzt nach dem Abgang von mehreren leitenden Ärzten kritisiert für ihre Strategie. Angesichts dieser Kritik aus der Politik hofft das Kantonsspital Baselland zweifellos, dass es mit der Wirtschaftskammer nun einen schlagkräftigen Verband als Verbündeten hat. Der Direktor der Wirtschaftskammer, FDP-Landrat Christoph Buser, bestätigt denn auch, dass er dem Kantonsspital den Rücken stärken möchte - und dass er kein Verständnis für die Kritik aus der Politik hat.
SP-Nationalrat spricht von einem «lächerlichen» Entscheid
Nun sorgt aber gerade der Beitritt zur Wirtschaftskammer für neuerliche Kritik. SP-Nationalrat Eric Nussbaumer bezeichnet diesen Schritt als «lächerlich». Er sehe nicht ein, weshalb öffentliche Spitäler einem Gewerbeverband beitreten sollen. «Die Aufgabe des Kantonsspitals ist es, gute Gesundheitspolitik zu machen im Interesse der Bevölkerung - dafür muss man nicht über 10'000 Franken als Mitgliederbeitrag der Wirtschaftskammer Baselland überweisen.»