Als die beiden Gesundheitsdirektoren Thomas Weber (Baselland) und Lukas Engelberger (Basel-Stadt) Ende Juni ihre gemeinsame Spitalstrategie vorstellten, gab es kaum Kritik; auch in den folgenden Wochen blieb es ruhig. Nun regt sich aber doch noch Widerstand: Der Leimentaler Ärzteverein wehrt sich gegen die Schliessung des heutigen Bruderholz-Spitals und den anschliessenden Bau einer Tagesklinik für operative Eingriffe.
Paul Ruff, Internist und Vorstandsmitglied des Ärztevereins, erklärt: «Die Zusammenarbeit zwischen Baselland und Basel-Stadt unterstützen wir voll, aber die geplanten Massnahmen sind für das Birseck und das Leimental ungeeignet.» Die Ärztinnen und Ärzte befürchten, die Schliessung des Bruderholz-Spitals in seiner heutigen Form würde die medizinische Grundversorgung im Leimental massiv verschlechtern.
Kein ausreichender Ersatz
Auch Hans Kummer, früherer Chefarzt im Bruderholz-Spital, kritisiert die Pläne der Regierung. Eine Tagesklinik auf dem Bruderholz sei kein ausreichender Ersatz für ein Grundversorgungsspital: «Das Bruderholz-Spital hat ein Einzugsgebiet von etwa 150'000 Einwohnern. Wo sollen all die Patienten hin?»
Laut Paul Ruff vom Ärzteverein ist es unmöglich, die gesamte Bevölkerung dieser Region in den Spitälern in Liestal und Basel zu behandeln. Schliesslich wisse man schon lange, dass die Leimentaler ungern ins weit entfernte Liestal fahren und dass in der Stadt nicht genügend Kapazitäten vorhanden seien: «Die Notfallstation im Basler Universitätsspital ist schon heute völlig überfüllt.»
Kapazitäten sind tatsächlich knapp
Tatsächlich ist die Notfallstation im Unispital sehr gut ausgelastet: Etwa 47'000 Notfallpatienten wurden dort 2014 behandelt - und diese Zahl steigt seit Jahren. Mit der Schliessung des Bruderholz-Spitals kämen jährlich bis zu 20'000 Patienten dazu. Ein Ansturm, den die Notfallstation des Unispitals bei heutigem Stand nicht bewältigten könnte, wie Gesundheitsexperten dem «Regionaljournal» bestätigen. Auf Band wollte sich dazu allerdings niemand äussern.
Und auch bei den Behörden gibt man sich bedeckt. Anne Tschudin, Mediensprecherin des Basler Gesundheitsdepartements, hat Verständnis für die Bedenken aus dem Gesundheitswesen, will sie aber nicht konkret kommentieren: «Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um solche Anliegen einzubringen. Die Anliegen der Leimentaler Ärzte werden im Rahmen unserer Projektarbeit bearbeitet.»
Auch wenn es beim Kanton noch niemand sagen will: Die Bedenken der Ärzeschaft dürften berechtigt sein. Wird die Notfallstation auf dem Bruderholz tatsächlich geschlossen, so kommt man wohl nicht darum herum, in der Stadt oder im unteren Baselbiet zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.
(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)