Als Eric Nussbaumer (SP) Anfang Jahr zum Regierungsratswahlkampf antrat, da wurde sein Glaube in diversen Medienberichten zum Thema gemacht. Der Grund: Er engagiert sich in der evangelisch-methodistischen Kirche. Das gleiche Phänomen ist jetzt auch beim Regierungskandidaten Thomi Jourdan (EVP) zu beobachten, der sich in Basel beim «House of Prayer» engagiert, einer laut Eigendefinition «Gebetsbewegung». Beide Kandidaten haben etwas Gemeinsames: Sie sind zwar Mitglied der Landeskirche, engagieren sich aber auch noch in freikirchlichen Organisationen.
Dass dies in den Medien zum Thema gemacht wird, kommt für Roger Thiriet nicht überraschend. Als Journalist und Medienbeauftragter der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt kennt er das Spannungsfeld von Politik, Medien und Religion. Er vermutet, dass es viele Vorurteile gegenüber Freikirchen gibt, dass einige Leute sie mit Sekten gleichsetzen. «Diese Assoziation ist zwar falsch, aber sie macht den Politikern zu schaffen, die in einer Freikirche sind.» Komme hinzu, dass Freikirchen oftmals als gesellschaftspolitisch konservativ wahrgenommen würden, linke Politiker wie Nussbaumer und Jourdan jedoch eine eher liberale Wählerschaft hätten.
Kirchliches Engagement kann auch Vorteil sein
Ein kirchliches Engagement an sich dagegen muss kein Nachteil sein im Wahlkampf. Im Baselbiet gab es in jüngerer Zeit Regierungsräte, die sich in der Landeskirche engagierten - etwa Peter Zwick oder Peter Schmid. Letzterer verfolgt die mediale Diskussion über den Glauben von Eric Nussbaumer und Thomi Jourdan mit gemischten Gefühlen. Einerseits freut er sich darüber, dass der Glaube zum Thema gemacht wird. «Weil es ein wichtiges Thema ist.» Andererseits irritiert es ihn, dass dies nur bei Freikirchlern der Fall ist. «Ich würde mir wünschen, dass mit allen Kandidaten über Religion gesprochen wird.»