Auch im Kanton Basel-Stadt sollen Flüchtlinge künftig bei Privatpersonen untergebracht werden können. Die Vermittlung übernimmt die neue Kontaktstelle «Gastfamilien für Flüchtlinge», die am Dienstag ihren Betrieb aufgenommen hat.
Betrieben wird die Kontaktstelle von der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel (GGG) in Zusammenarbeit mit der Sozialhilfe. Das neue Angebot ist eine Reaktion auf die vielen Hilfsangebote aus der Bevölkerung für die Bewältigung des aktuellen Flüchtlingsstroms, sagt die baselstädtische Asylkoordinatorin Renate Gäumann.
Flüchtlinge aufnehmen - Erfahrungsbericht
Bei Privatpersonen untergebracht werden sollen indes nicht Asylsuchende, die erst kürzlich in die Schweiz gekommen sind. Vielmehr richtet sich das Angebot an Flüchtlinge mit B- oder F-Ausweis und vorläufig Aufgenommene, so Gäumann an der Medienkonferenz.
Beim Kanton habe zunächst Zurückhaltung bestanden gegenüber der Unterbringung von Flüchtlingen bei Privaten. Klare Signale aus der Bevölkerung hätten nun aber einen Kurswechsel bewirkt. Zudem seien durch das GGG-Projekt die nötige Sorgfalt und Professionalität gewährleistet.
Raschere soziale Integration
Anmeldung als Gastfamilie
Wenn Flüchtlinge und Einheimische zusammen leben, können sich Flüchtlinge besser und rascher integrieren, glaubt die Leiterin der neuen Stelle, Gabi Mächler: «Gespräche zwischen Flüchtlingen und Gastfamilien sind das wichtigste Element des Zusammenwohnens.»
Die Verantwortung für die Flüchtlinge trägt auch bei deren Unterbringung bei Privatpersonen die Sozialhilfe. Die Sozialhilfe bezahlt auch den Mietzins für das Zimmer bei der Gastfamilie. Alles Weitere wie das Einkaufen oder das Kochen sollen der Gast und die Gastfamilie selbst regeln.
Das neue Angebot soll auch die staatlichen Strukturen entlasten. Für Asylkoordinatorin Gäumann ist angesichts des aktuellen Flüchtlingsstroms jedes zusätzliche Bett willkommen, auch wenn Basel-Stadt derzeit noch Platz für weitere Flüchtlinge habe.
Bei Familie Nicheli leben schon Flüchtlinge
Als Pflegeeltern haben Noëmi und Thomas Nichele schon Erfahrung. Als man sie anfragte, ob sie auch junge Flüchtlinge aufnehmen würden haben sie zugesagt. Jetzt wohnen Sara (16) aus Eritrea und Lava (15) aus Syrien mit der Familie. Es ginge ihnen darum zu teilen: «Wir sind auf der glücklicheren Seite der Welt geboren, wenn es umgekehrt wäre, wären wir wahnsinnig froh, wenn unsere Kinder irgendwo aufgenommen würden.»
Wer Flüchtlinge aufnehme müsse sich im Klaren sein, dass diese Menschen entwurzelt seien und Hilfe bräuchten, sagt Thomas Nichele. Es sei nicht einfach damit umzugehen, dass diese Jugendlichen keine Struktur hätten am Anfang. Da wäre man gern mehr über Möglichkeiten informiert worden.
Und am Anfang sei es nicht einfach gewesen zu akzeptieren, dass auch Flüchtlinge ganz normale Jugendliche seien, die ihre Pubertät auch ausleben dürfen. «Da kommen Menschen mit ihren Schwächen. Es ist nicht so, dass man das Haus aufmacht und dann ist alles gut. Das sei eine Arbeit, die weitergehe.» Er würde es aber allen empfehlen, die die Möglichkeit hätten, meint Thomas Nichele zum Schluss.
(Regionaljournal Basel, 17:30 Uhr)