Geplant war ein nigelnagel neues Sekunderschulhaus für das Laufental. In Anlehnung an die starke Industrievertretung im Tal wählte eine Jury ein markantes Sheddach, das dem Schulhaus etwas Unverwechselbares geben sollte. 40 Millionen Franken sind für die Schule budgetiert. Doch der Neubau steht unter einem schlechten Stern. Wenige Monate vor Vollendung des Baus hat der Kanton als Bauherrin die Arbeiten gestoppt - und wirft dem Generalunternehmen Steiner, das den ganzen Bau durchführt, Missmanagement vor.
Happige Vorwürfe
Marco Frigerio ist der Kantonsarchitekt von Baselland und ihm unterstehen alle Bauvorhaben des Kantons. Er sagt, seit Herbst 2019 sei es zu «Störungen» auf der Laufner-Baustelle gekommen. Im Januar habe man Schlüsselpositionen, sprich Mitarbeiter, beim Generalunternehmer ausgewechselt.
Ziel war, dass sich so alles verflüssige und das Schulhaus spätestens im Sommer 2020 fertig werde. Es habe sich aber gezeigt, dass es weiterhin harze und zwar so heftig, dass man nun entschieden habe, das Bauprojekt nicht mehr mit dem Generalunternehmer Steiner fortzuführen, sondern mit Einzelfirmen, die schon vor Ort engagiert sind.
Neues Ziel sei, dass die Schule im Herbst oder spätestens im Januar 2020 bezugsbereit sei. Auf Nachfrage sagt Figerio, es gehe nicht um Kostenüberschreitungen, sondern um die Einhaltung des Fahrplans und um die Frage, wann man welche Teilzahlung auslöst, da das Projekt ja zeitlich im Rückstand sei.
Generalunternehmer weist Schuld von sich
Der Generalunternehmer Steiner will sich zum Fall nur schriftlich äussern. In seiner Stellungnahme weist das Unternehmen die Vorwürf von sich und zeigt mit dem Finger auf andere: «Die Bauverzögerungen sind entstanden, weil uns die Planungsunterlagen durch die externen Planer oft in mangelhafter Güte und mit Verspätung zur Verfügung gestellt wurden.»
Gleichzeitig erhebt Steiner Vorwürfe gegen den Kanton. Dieser stehe als Bauherr mit Zahlungen im Verzug. Aus diesem Grund konnte Steiner zum Teil Handwerker nicht bezahlen, die dann nicht mehr Arbeiten ausführen wollten, weshalb es zu weiteren Verzögerungen kam. «Der Bauherr zahlt vertragsgemäss auf ein Projektkonto ein, aus welchem wir alle Subunternehmerrechnungen bezahlen müssen. Der Bauherr hat die bisher geleisteten Arbeiten bis heute nicht vollständig beglichen», so die Stellungnahme von Steiner.
Konflikte sind oft vorprogrammiert
Es steht Aussage gegen Aussage. In der Branche nichts ungewöhnliches. Solche Bauprojekte seien immer eine komplexe Angelegenheit, sagt Kristina Kröger, Präsidentin von Baumediation Schweiz, dem Verband der Mediatorinnen und Mediatoren speziell für die Baubranche. Es sei daher häufig schwierig herauszufinden, wer der Schuldige ist, wenn etwas nicht rund laufe.
Dass es zu Konflikten komme, sei häufig. Meist entstehe der Fehler schon vor Baubeginn: «Bei einem Bauvorhaben gibt es zahlreiche Schnittschnellen zwischen den verschiedenen Firmen. Wenn das nicht im Voraus geklärt ist, wer, was genau bis wann erledigen muss, dann wird's häufig schwierig», sagt Kröger.
Basel-Stadt kennt das Problem nur zu gut
Basel-Stadt kann ein Lied davon singen: Auch beim Neubau des Biozentrums kommt es zu einer zweijährigen Bauverzögerung und zu einer Kostenüberschreitung von bis zu 100 Millionen Franken. Juristisches Hickhack ist zu erwarten.
Dass ein Bauherr nicht mehr mit einem Generalunternehmer zusammenarbeiten wolle und die Baustelle stoppt, das sei für alle Beteiligten das schlimmste Szenario, sagt Kröger. Denn dies führt zu einer weiteren Verzögerung und mache die juristische Lage noch komplizierter. Deshalb seien alle bemüht, dies nach Möglichkeit zu verhinden, so Kröger.
Unklar, wann die Schule bezugsbereit ist
Das weist darauf hin, dass im Fall Laufen das Geschirr wirklich zerschlagen ist beim Kanton und dem Generalunternehmer. Leidtragende sind die Schülerinnen und Schüler. Sie müssen sich weiterhin gedulden, bis sie das neue Schulhaus beziehen können.