Fünf- bis achtmal täglich klingelt das Telefon am Pult von Bruno Roelli, wenn er Dienst bei der Kescha hat. Es seien intensive Gespräche, sagt der frühere Familienrichter: «Die Leute sind aufgebracht, nervös, wissen nicht, was ihnen geschieht.»
Die Menschen, die ihn anrufen, haben zum Beispiel eine Vorladung an ein Gericht, oder die Kesb hat Zwangsmassnahmen ergriffen. «Da geht es um Eingriffe ins Leben. Das kann emotional sehr schwierig werden.» Besonders dann, wenn es um Kinder geht, so Roelli.
Seine Aufgabe sei es, den Leuten zuzuhören und die Situation wenn möglich zu entschärfen, sagt Roelli. Er zeige den Anrufenden Lösungswege auf, gebe Tipps, vermittle auch mal einen Anwalt, wenn dies nötig sei.
Er bleibe dabei aber immer neutral: «Wir sind nicht daran interessiert, die Kesb zu schwächen. Wir sind aber auch nicht die Anwälte der Kesb. Es gibt Fälle, bei denen wir raten, Beschwerde einzureichen.»
Tag der offenen Tür für ein besseres Image
Roelli bemerkt bei vielen Anrufenden ein grosses Misstrauen gegenüber der Kesb. Zum gleichen Befund kommt auch die Universität Freiburg, die die Beratungen der Kescha wissenschaftlich ausgewertet hat.
Die Studienmacher empfehlen den Verantwortlichen der Kesb deshalb, noch mehr Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Zum Beispiel mit einem Tag der offenen Tür, um die Arbeitsweise der Kesb bekannter zu machen und in der Bevölkerung Vertrauen zu schaffen.
... oder sich mit guter Arbeit beweisen
Dies sei ihnen bereits bewusst, sagt Michael Allgäuer von der Kesb Stadt Zürich, der grössten Deutschschweizer Kesb: «Kommunikation nach aussen ist bei allen Kesb ein grosses Thema. Wir haben jährlich ein Mediengespräch, halten Vorträge. Wir gehen in Altersheime und sind auch bei der Ausbildung präsent. Aber insbesondere kleinere Kesb haben nur beschränkte Ressourcen.»
Deshalb müsse die Kesb vor allem mit guter Arbeit beweisen, dass sie keine böse, willkürliche Behörde sei, so Allgäuer. Kein einfaches Unterfangen für eine Behörde, die mitunter auch Zwangsmassnahmen anordnen muss. Deshalb dürfte auch dieses Jahr das Telefon im Büro der Beratungsstelle mehrmals täglich klingeln.