Annina Furrer trägt das Thema mit sich, seit sich ihre Schwester 19-jährig das Leben nahm. «Zunächst hatte ich Skrupel und Angst, über dieses Thema einen Film zu machen. Und dann passierte es mir ein zweites Mal.» Knapp zwanzig Jahre nach der Schwester hat sich ihr Adoptivbruder ebenfalls das Leben genommen. «Dann wusste ich, ‹Jetzt muss ich reagieren›.» Es sei in dem Moment keine Entscheidung gewesen, einen Film zu drehen, sondern eine Notwendigkeit, sagt Annina Furrer.
Als Betroffene und als Filmemacherin war Annina Furrer auf zwei Weisen gefordert. Während der langen Produktionszeit des Films habe sie das üben können: Das Anschauen der Geschichte aus ihrer Perspektive als Angehörige und dann wieder der Blick von aussen als Regisseurin. Wobei ihr Team dabei entscheidend gewesen sei. «Wir hatten am Ende 100 Stunden Material. Da brauchte ich die Aussensicht meiner Produzenten in Bern.»
Viele danken mir, dass ich das Thema öffentlich mache.
Bei den Vorpremieren hat Annina Furrer viele Reaktionen bekommen. «Nach der Vorstellung steuern Betroffene - wie ich es bin - direkt auf mich zu und danken mir, dass ich das Thema auf diese Weise öffentlich mache.» Manche erzählten ihr dann ihre eigenen Geschichten. «Sie sagen zu mir, ‹Ihnen kann ich das erzählen.›» Viele Angehörige trauten sich sonst nicht, über die traumatische Erfahrung zu sprechen. «Man hat Angst, die Mitmenschen zu schockieren oder zu überfordern.»
Ich liebe das Leben.
Bei aller Schwere des Themas ist es Annina Furrer wichtig, dass im Film auch Lebensfreude spürbar ist. «Ich habe drei Kinder und ich liebe das Leben.» Wenn der Film eine Botschaft habe, dann diese: Dass man trotz solchen schweren Geschichten im eigenen Lebenslauf einen Weg finden könne. «Dass man mit Zweifeln oder auch Schuldgefühlen umgehen und trotzdem gut leben kann.»
«Dem Himmel zu nah» läuft ab dem 24. März 2016 im Kino.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)