Mustafa Memeti fährt jeden Donnerstagmittag auf den Thorberg, der wie eine Festung im Berner Krauchthal thront. Hier leben im Moment 177 Insassen, sie kommen aus 37 Nationen, ein Drittel von ihnen sind Muslime. Für sie bietet der Imam Seelsorge an, ähnlich wie zwei christliche Pfarrerinnen das für die christlichen Gefangenen machen.
Er verstehe die Muslime besser, glaubt der Imam, er wisse besser, wie man mit ihnen umgehen müsse. Und genau in der schwierigen Situation, in der sich die Häftlinge hier befinden, sei das wichtig.
Hoffnung nicht verlieren
«Wichtig ist, dass die Insassen nicht aufgeben, ihren Mut nicht verlieren», erklärt Memeti. Genau das könnte eine Radikalisierung begünstigen, wenn die Männer ihre Hoffnung verlieren auf ein Leben nach dem Gefängnis, eine zweite Chance.
Thomas Egger, seit drei Monaten Direktor vom Thorberg, ist überzeugt, dass die Arbeit von Mustafa Memeti dazu beiträgt, dass sich die Insassen nicht radikalisieren. Er könne solche Tendenzen zwar nicht ganz ausschliessen, gibt er zu.
Egger ist aber überzeugt, in Schweizer Gefängnissen deutlich bessere Voraussetzungen zu haben, als beispielsweise in Frankreich. Dort seien die Gefängnisse viel grösser, so könnten sich besser Untergruppen bilden, in denen sich solche Radikalisierungen dann abspielen könnten.
Wir können die Menschen nicht überzeugen
Mustafa Memeti sagt, er habe in den zwei Jahren, seit er auf dem Thorberg arbeite, noch nie eine Radikalisierung beobachtet. Die Mehrheit der muslimischen Gefangenen kommt mehr oder weniger regelmässig zu ihm in die Sprechstunde.
«Wir können die Menschen nicht überzeugen, aber wir bemühen uns», sagt Memeti. Die Religion solle das Leben erleichtern, ist er überzeugt, nicht erschweren. Denn in diesem Falle bringe die Religion nur Hass und Gewalt.
(Schweiz aktuell, 19:00 Uhr)