Comics lesen statt Vocabulaire büffeln, Lieder singen statt Verben konjugieren. Der neue Französisch-Unterricht soll Spass machen. Vor vier Jahren hat Bern zusammen mit den fünf anderen Passepartout-Kantonen Freiburg, Wallis, Basel-Stadt, Basel-Land und Solothurn auf Frühfranzösisch ab der 3. Klasse umgestellt.
Die Bilanz ist durchzogen. Einfachste Strukturen können die Schülerinnen und Schüler nicht. Es sei schon cool gewesen, so spielerisch eine Fremdsprache zu lernen, sagt eine Siebtklässlerin. Aber: «Ich möchte auch wissen, wie man einen Satz richtig sagt.»
Ein Minimum an Grammatik sei beim Sprachenlernen notwendig, findet auch Lehrer Philippe von Escher. Der Oberstufenlehrer hat die «Frühfranz-Pioniere» nach den Sommerferien übernommen und unterrichtet jetzt erstmals nach der neuen Franz-Lehr-Methode. Für ihn ist klar: Wörtli- und Grammatiktests wird er auch künftig machen, auch wenn er sich damit bei den Lehrmittelverfassern unbeliebt macht.
Wir sind am optimieren.
Viele Oberstufenlehrkräfte sind verunsichert, weil der Alltagswortschatz fehlt bei den Schülerinnen und Schülern. Zudem seien die Inhalte im Lehrmittel viel zu abgehoben, kritisiert Jürg Hofer, ebenfalls Lehrer in Worb. Er nehme kein Sprachbad, vielmehr schwimme er mit den Schülern zusammen.
Bei der bernischen Erziehungsdirektion nimmt man die Kritik Ernst. «Wir sind am optimieren», sagt Erwin Sommer, Vorsteher des kantonalen Schulamts. Eine Baustelle sei der Frühfremdsprachen-Unterricht aber nicht. Eine detaillierte Evaluation werde 2017 gemacht.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:32 / 17:30 Uhr)