Wenn der Kanton Bern die vier Projekte für Schweizer Fahrende realisieren kann, ist eine jahrzehntelange Pendenz vom Tisch. «Dann hat der Kanton Bern seine Hausaufgaben gemacht und die anderen Kantone sind am Zug», resümiert Regierungsrat Christoph Neuhaus. Denn Schweizer Fahrende haben ein verfassungsmässiges Recht, nach ihrem Gusto zu leben und dafür auch den Platz zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Dann nämlich hätte der Kanton Bern acht Durchgangs- und Standplätze, zusammen mit Thun, Jegenstorf, Biel-Lindenstrasse und Bern-Buech. Dazu bestehen in Ins, Brienz und Belp drei kleine Plätze, die allerdings nur als Ausweichplätze für sehr kleine Gruppen taugen.
Nach den Protesten der Fahrenden im Jahr 2014 ist jetzt viel in Bewegung gekommen
Für die Schweizer Fahrenden hat der Kanton Bern vorbildlich gehandelt. «Es ist ein grosser Fortschritt. Wir sind sehr zufrieden. Vier bis sechs Plätze, die 10 bis 15 Wohnwagen aufnehmen können, sind gut für uns», sagt der Präsident der Bewegung Schweizer Reisenden, Mike Gerzner.
Allerdings haben diese Standorte nichts mit der Suche nach zwei Plätzen für ausländische Fahrende im Kanton Bern zu tun. Kanton und einheimische Jenische legen bewusst Wert darauf, diese beiden Kategorien von Fahrenden nicht auf die gleichen Plätze zu weisen, weil es Konfliktstoff geben kann.
So hatte Mike Gerzner im Fall von Matten darauf hingewiesen, dass Schweizer und ausländische Fahrende «kulturell völlig unterschiedlich funktionieren».
Der bernische Grosse Rat wird voraussichtlich 2016 über einen Baukredit befinden, der sich gemäss Schätzung auf einen siebenstelligen Betrag belaufen dürfte. Die Plätze sollen anschliessend erstellt werden - in den Jahren 2016 und 2017.
Der Kanton Bern handelt vorbildlich. Wir sind sehr zufrieden
Die vier neuen Standplätze
- Der Platz «Schützenländte» in Erlach, der im Sommer von Touristen als Parkplatz genutzt wird, soll künftig im Winter als Standplatz für Fahrende genutzt werden.
- Das Areal im Froumholz in Muri ist bereits im Zonenplan und im Baureglement der Gemeinde als Winterstandplatz planungsrechtlich gesichert. Nun soll dort ein ganzjähriger Platz erstellt werden. Voraussetzung ist, dass die Zufahrtsprobleme gelöst werden. Der Platz wurde deshalb bisher landwirtschaftlich genutzt, nicht aber von den Fahrenden.
- In Matten bei Interlaken wird eine Parzelle nahe der Autobahn bis Ende September 2015 provisorisch von Fahrenden genutzt. Ziel ist es, aus dem Provisorium eine definitive Lösung zu machen. Die Gemeinde entscheidet, nachdem die Erfahrungen ausgewertet sind.
- Weitere Abklärungen laufen noch für einen Standort im Oberaargau. Die Plätze sollen in enger Zusammenarbeit mit den Standortgemeinden geplant und realisiert werden. Die Gemeinden betreiben die Plätze und kassieren Miete. Der Kanton übernimmt Planung und Baukosten.