Fino Winter ist Präsident von Sinti Schweiz und lebt schon seit 20 Jahren auf dem Standplatz Buech, zumindest in den Wintermonaten. Von Mai bis Oktober ist er mit seiner Familie unterwegs, ganz nach der Tradition seines Volkes.
Selbstverwaltung funktioniert
Auf dem Standplatz Buech leben rund hundert Sinti und Jenische «Hand in Hand» zusammen, erzählt Winter. Sie seien wie eine grosse Familie. Ein Komitee kümmert sich um Alltags-Normalitäten wie die Müllabfuhr. Den Vorwurf der Stadt, auf dem Standplatz herrschten Uneinigkeiten und man könne sich nicht selber organisieren, lässt Winter nicht gelten: «Bei uns gibt es diesbezüglich nicht mehr Probleme als in jedem anderen Wohnquartier.»
Es braucht mehr Standplätze.
Dass es auf dem Standplatz Probleme gibt, streitet aber auch Fino Winter nicht ab. Am meisten Sorgen bereitet ihm das Platzproblem. Er ist überzeugt: «Gäbe es genügend Plätze, gäbe es auch sonst weniger Probleme, zum Beispiel mit dem Einhalten der Platzordnung.»
Christoph Wiedmer von der Gesellschaft für bedrohte Völker kennt die Schwierigkeiten zwischen Behörden und anerkannten Minderheiten: «Es prallen zwei Welten aufeinander.»
Wichtig sei auf jeden Fall, dass beide Parteien einen Schritt aufeinander zugehen. «Ich stelle fest, dass es eine junge Generation von Jenischen, Sinti und Roma gibt, welche zwar weiterhin die Traditionen pflegen, sich aber auch offen zeigen, gegen Vorurteile ankämpfen und ihre Rechte einfordern.»
Tag der offenen Tür
Christoph Wiedmer ist überzeugt, dass diese Öffnung ein Schritt in die richtige Richtung sei. Aber: «Der Prozess des gegenseitigen Verständnisses braucht noch viel Arbeit.» Umso mehr begrüsst er es, dass die Sinti und Jenischen auf dem Standplatz Buech erstmals einen Tag der offenen Tür organisieren. Dieser findet am Sonntag, 30. Oktober 2016 statt.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03/17:30 Uhr)