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Bern Freiburg Wallis Freiburger Pensionat: Sexueller Missbrauch bis in die 50er Jahre

Im katholischen Institut Marini in Montet sind in den 1930er bis 50er Jahren Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht worden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Historikern, die Bischof Charles Morerod in Auftrag gegeben hatte. Beteiligt waren elf Täter, darunter auch Institutsleiter.

Mindestens 21 Schüler des katholischen Pensionats Marini im Kanton Freiburg wurden zwischen 1929 und 1955 Opfer von «Misshandlungen sowie schwerwiegenden und wiederholten sexuellen Missbräuchen». Zu diesem Schluss kommt eine Studie im Auftrag von Bischof Charles Morerod.

Täter wählten die Schwächsten als Opfer aus

Bisher sei es gelungen, 21 sexuell missbrauchte Kinder und Jugendliche zu erfassen. Die Täter wählten gemäss der Studie oft platzierte Kinder aus besonders heiklen sozialen und familiären Verhältnissen als Opfer.

Charles Morerod.
Legende: Der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, hatte die Untersuchung in Auftrag gegeben. Keystone

Die Stigmatisierung der Armut und die gesellschaftliche Ächtung von unehelichen Kindern förderten das Schweigen und die Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit wie auch der Behörden.

Unter den elf nachweisbaren Tätern seien zwei aufeinanderfolgende Priester-Direktoren und zwei Institutsgeistliche. Nur in zwei Fällen seien die Täter, ein Institutsgeistlicher und ein Laienaufseher, jedoch vor Gericht gekommen.

Versetzung der Täter statt Aufklärung

«Der Wille, jegliche Publizität der Taten sexuellen Missbrauchs zu verhindern, ist eine Konstante der Behörden des Bistums und des Direktionsvorstands von Marini», heisst es im Bericht. Einige Opfer seien mit Macht- oder Einschüchterungsmechanismen zum Schweigen gebracht worden.

Die kirchlichen Behörden hätten sich derweil mit internen Untersuchungen begnügt. Wurden die Gerüchte zu wild, wurde der beschuldigte Priester versetzt. Überführt oder bestraft wurde er nicht.

Die Studie gibt auch einen Einblick in den Alltag im Institut Marini, der geprägt war von der Härte der Arbeit im landwirtschaftlichen Betrieb und einem strengen Disziplin- und Strafsystem, das gemäss den Forschern an Misshandlung grenzte. Gewalt war üblich, Kinder wurden unter anderem mit der Peitsche geschlagen.

Laut Zeugen gab es auch Kinder, die gar keine Schule besuchten, obwohl sie noch nicht 16 Jahre alt waren – sie mussten arbeiten.

Untersuchung nach Treffen mit Opfern

In Auftrag gegeben hatte Bischof Charles Morerod die Studie vor einem Jahr, nach einem Treffen mit Opfern sexueller Übergriffe in katholischen Institutionen. Dabei hatte er von den Missbräuchen im Institut Marini erfahren. In der Folge wurden 14 Zeugen befragt und Archivbestände durchforstet.

Im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg habe man die Lehren aus diesem schwerwiegenden Fall gezogen, sagt SRF-Korrespondent Rolf Dietrich. «Verdachtsmomenten würde man heute intensiver nachgehen und auch nicht zögern, die Justiz einzuschalten.» Auch in der Ausbildung von Priestern werde viel stärker auf das Thema sensibilisiert.

Zudem habe sich auch die Gesellschaft verändert. In der heutigen Zeit wäre es kaum mehr möglich, einen solchen Mantel des Schweigens über ein ganzes Kinderheim zu legen. Noch während der laufenden Medienkonferenz von Bischof Morerod hätten sich Anwesende beschwert und verlangt, dass auch ihr Fall genauer untersucht werde. «Es dürfte auf die katholische Kirche darum noch einiges an Aufklärungsarbeit zukommen», sagt Dietrich.

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