Er ist im Emmental geboren, dort aufgewachsen und hat die längste Zeit seines Lebens dort gearbeitet. 35 Jahre war Jürg Neuenschwander Organist der Burgdorfer Stadtkirche. «Er hätte als Organist in jeder grossen Kirche der Schweiz arbeiten können, aber das Emmental genügte ihm», sagt der Berner Münster Organist Daniel Glaus. Glaus war einer seiner ersten Schüler, als Neuenschwander als junger Organist unterrichtete.
Neuenschwander scheute sich nicht, Lieder für die Orgel zu arrangieren, die eigentlich nie für die «Königin der Instrumente» gedacht waren. In den 1980er-Jahren verblüffte Neuenschwander mit seiner volkstümlichen Orgelmusik. Dabei wurde auch der grosse Jodelkomponist Adolf Stähli auf den Organisten aus dem Emmental aufmerksam. Eine langjährige und tiefe Freundschaft entstand. Kurz vor seinem Tod 1999 übergab Stähli Neuenschwander seine Kompositionen; mit dem Auftrag, diese für die Orgel umzuschreiben. 2001, also zwei Jahre nach dem Tod von Stähli, veröffentlichte Neuenschwander seine CD «Am Thunersee». Diese gefiel anfänglich nicht allen Volksmusikfreunden, verkaufte sich jedoch über 10'000 mal.
«Dank der Orgel verfüge ich über ein ganzes Orchester», sagte Jürg Neuenschwander einst in einem Radio-Interview. Trotzdem arbeitete und spielte er lieber mit anderen zusammen. Bei «seiner» Kammermusik mischte Neuenschwander die mächtige Orgel mit Trompete, Flöte oder dem Hackbrett. Für die CD «Vom Hohgant», die 2011 erschien, arbeitete er mit einem Trachtenchor, einer Solojodlerin, einem Gymer- und einem Jodlerchor zusammen.
Jürg Neuenschwander engagierte sich 35 Jahre lang als Organist für die Stadtkirche Burgdorf. In einem Zeitungsinterview rechnete er vor, dass er pro Jahr rund 100 Gottesdienste begleitet. Hinzu kamen über all diese Jahre unzählige Konzerte - Land auf, Land ab. In Burgdorf hätte er diesen Herbst sein 250. Konzert gegeben.