Konkurrenzfähig ist Bern laut Steuermonitor nur noch bei den Einkommenssteuern einer Familie mit zwei Kindern und einem Einkommen unter 40'000 Franken, bei den Vermögenssteuern und bei der Kapitalsteuer für Unternehmen.
Damit zementiert der neue Steuermonitor das Bild des Kantons Bern als ziemliche Steuerhölle für Unternehmen und Privatpersonen. Nur noch drei, bzw. vier Kantone haben noch höhere Einkommens- und Unternehmensgewinnsteuern als Bern.
Kantonale Steuerstrategie: ein Anfang, aber mehr nicht
«Dieser Kanton hat Handlungsbedarf bei den Unternehmenssteuern. Und dann muss auch bei den natürlichen Personen etwas gehen», bilanziert HIV-Präsident Kurt Rohrbach.
Die Steuerstrategie, die der Regierungsrat in die Vernehmlassung geschickt hat, und die bei der Unternehmensbesteuerung und bei der Kinderbetreuung Erleichterungen vorsieht, genügt den Wirtschaftsleuten nicht.
Dass die Schlussfolgerungen des Monitors genau mit den politischen Forderungen des HIV und ihres Direktors, FDP-Grossrat Adrian Haas, übereinstimmen, ist so gesehen keine Überraschung.
«Nun, es gibt Fakten und Zahlen und da können wir ja nicht das Gegenteil behaupten», kontert der Berner KPMG-Standortleiter Hans Jürg Steiner.
Unternehmenssteuerreform III: Das dicke Ende kommt erst noch
Der Kanton Bern werde mit der Unternehmenssteuer-Reform III des Bundes zusätzlich massiv unter Druck kommen, sind die Experten von KPMG überzeugt. Wegen der Revision senken viele Kantone ihre Unternehmensgewinnsteuern auf 10 bis 14 Prozent. Der Kanton Bern ist zurzeit noch bei 21 Prozent. Auch eine Reduktion auf ungefähr 17 Prozent ist nicht konkurrenzfähig. Freiburg zum Beispiel sieht 13,7 Prozent vor.
«Der Kanton Bern hat tatsächlich eine sehr schwierige Ausgangslage», bestätigt KPMG-Geschäftsleitungsmitglied Peter Uebelhart. «Er wird sich gut überlegen müssen, welche Strategie er verfolgt und wo er sich positionieren will. Ich fürchte, dass er eine solche Steuerrevision eigentlich nicht vermag.»
Die Schlussfolgerung, dass für Steuererleichterungen für Bürgerinnen und Bürger definitiv nichts übrigbleibt, scheint in diesem Licht nicht abwegig.