Mit der Annahme des belasteten Gurlitt-Erbes beweise das Kunstmuseum Bern Mut, sagte der Kulturdirektor des Kantons Bern, Bernhard Pulver, an der Medienkonferenz in Berlin. Die Herausforderung sei inhaltlicher und finanzieller Art.
Als Regierungsrat unterstütze er den Entscheid des Stiftungsrates voll und ganz. Pulver betonte die hervorragende Zusammenarbeit mit allen beteiligten Stellen. Auch wenn die belasteten Werke nicht nach Bern gelangen, sondern in Deutschland verbleiben, gebe sich das Kunstmuseum den Auftrag, die Provenienzforschung aktiv zu unterstützen, sowie Kenntnisse und Umgang mit Raubkunst zu vertiefen.
Eigene Forschungsstelle wird gelobt
Der Entscheid des Stiftungsrates, eine Forschungsstelle einzurichten, sei für ihn «ganz zentral», erklärte Pulver weiter. Das Kunstmuseum stelle sich damit der Verantwortung. Die Annahme des Erbes und die gefundene Lösung sei positiv für die Kunst und den Kunstplatz Bern. Auch liege sie im Interesse der Opfer.
Ob der Kanton Bern dereinst auch einen finanziellen Beitrag an die Forschungsstelle des Kunstmuseums zahlen wird? «Das kann ich nicht ausschliessen», sagt der Kulturdirektor. Dabei werde es sich aber nicht «um viele Millionen Franken» handeln. Primär soll die Forschungsstelle privat finanziert werden.
«Attraktive Investition»
Eine eigene Forschungsstelle einzurichten, das habe «auch etwas Attraktives», sagt der Stiftungspräsident des Kunstmuseums Bern, Christoph Schäublin. Man spreche nun über das Kunstmuseum Bern als eine Organisation, welche fair und gerecht mit einer solchen Sammlung umgehe. Die private Finanzierung der Forschungsstelle bleibt anonym. Es handle sich um eine langjährige Freundin des Kunstmuseums Bern, sagt Christoph Schäublin. Zudem soll der Nationalfonds angefragt werden und eine deutsche Stiftung sei auch an Bord.
Harte und erfolgreiche Verhandlungen
Dass Bern eine Forschungsstelle einrichten will, das habe Deutschland dazu bewogen, die finanziellen Risiken zu übernehmen, sagt der Berner Anwalt Marcel Brülhart - er hat für das Kunstmuseum Bern die Verhandlungen mit Deutschland geführt. Am Anfang seien die Positionen sehr weit auseinander gelegen. «Die Harmonie von heute beweist, dass wir einen weiten Weg gegangen sind.»
Die deutschen Partner hätten sich gewünscht, dass das Kunstmuseum Bern die Restitution der Raubkunst selber abgewickelt und alle Risiken übernommen hätte, und dass die sogenannt «entartete Kunst» zurückgegeben worden wäre, sagt Brülhart. «Das Resultat ist heute gerade umgekehrt.»