Ein Unwetter hat im Emmental grossen Schaden angerichtet. Der sintflutartige Regen liess den Pegel der Emme am Vormittag in kürzester Zeit auf Rekordhöhe ansteigen. Die Flut rollte durch das ganze Emmental und verwandelte den kleinen Bach in einen reissenden Fluss.
«Wasser kam wie eine Wand»
Viele Keller im Emmental wurden überflutet. Die Rega evakuierte Menschen von ihren überschwemmten Höfen. Besonders schwer betroffen vom Unwetter ist das Dorf Bumbach in Schangnau.
Dort bahnten sich die dunkelbraunen Wassermassen ihren Weg durchs Dorf und setzten Häuser unter Wasser. Überall lag
Schlamm und Geröll. Verschiedene Zufahrten und Wege sind verschüttet, Teile des Gemeindegebiets von Schangnau von der Aussenwelt abgeschnitten, wie das zuständige Statthalteramt mitteilte.
Glücklicherweise waren nach den dramatischen Morgenstunden keine verletzten Personen zu beklagen. Eine Person musste aus dem Gefahrengebiet ausgeflogen werden.
Drei Ziegen und rund hundert Hühner kamen hingegen in den Fluten um. Das Ausmass der Sachschäden wird sich wohl erst in den kommenden Tagen abschätzen lassen.
Regierungsstatthalter Markus Grossenbacher sprach von Millionenschäden, die wohl zu erwarten seien. Die Bevölkerung treffe das Hochwasser hart, sei die Region doch schon 2008 und 2012 von Unwettern heimgesucht worden.
Selbst Anwohner, die schon manches Jahr flussabwärts in Luterbach (SO) zu Hause sind, haben solch ein Hochwasser noch nie gesehen. «Es kamen so viele Baumstämme den Bach hinunter. Halbe «Heimetli» wurden angeschwemmt», sagt Augenzeuge Heinz Ludi gegenüber dem Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF. «So was haben wir sehr lange nicht mehr erlebt», erklärt auch Augenzeuge Werner Käser. «Das ist die Natur.»
Die Bevölkerung solle sich weiterhin von den Gewässern im Emmental fernhalten, sagte David Volken, Sprecher des Bundesamtes für Umwelt (Bafu), gegenüber SRF. «Das Wasser ist wie eine Wand gekommen.» Der durchnässte Boden habe nach den neuerlichen Regen nicht mehr aufnehmen können.
Aare-Schleuse geschlossen
Während die Menschen in Schangnau mit ersten Aufräumarbeiten begannen, rollten die Wassermassen der Emme Richtung Mittelland. Die Behörden warnten vor einer Flutwelle und riefen die Bevölkerung auf, die Ufer sofort zu verlassen. Am frühen Nachmittag ergoss sich das Hochwasser an der Emmemündung, an der Grenze zum Kanton Solothurn, in die Aare.Auch Diego Ochsner, Chef des Führungsstabs des Kanton Solothurn, wurde von den Wassermassen überrascht. «Die Emme ist im Kanton Solothurn nur leicht über die Ufer getreten und hat Uferwege überschwemmt, aber ohne grossen Schaden anzurichten. Die Hochwasserschutzsperren, die nach den Hochwassern 2005 und 2007 gebaut wurden, haben gehalten.»
Die Wehrdienste und Rettungskräfte stehen im Dauereinsatz, wie die Berner Kantonspolizei am Abend mitteilte. Der Kommandant der Berner Kantonspolizei, Stefan Blättler, hat aufgrund der Situation in den vergangenen Tagen und der Lage am Donnerstag den kantonalen Führungsstab einberufen und den am stärksten
betroffenen Gemeinden Hilfe angeboten.
Gemäss SRF Meteo kommt ein solches Hochwasser nur etwa alle 300 Jahre vor. Auch die Werte aus den Hochwassern von 2005 und 2007 wurden übertroffen. Der Dauerregen von Anfang Woche hat die Böden derart gesättigt, dass grösste Teile des heutigen Regens unvermindert in den Abfluss der Emme gelangten.