Auf die Spur der Pfahlbauten im Thunersee kamen die Archäologen des Kantons Bern durch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter. Dieser lieferte im Herbst 2014 eine Kiste voller Funde aus dem Thunersee ab. «In dieser Kiste waren Messer, Beile, Lanzenspitzen, Gewandnadeln und weitere Objekte aus Bronze», sagt Kantonsarchäologoe Adriano Boschetti. Es sei sofort klar gewesen, dass diese Objekte 3000-jährig sind, also aus der späten Bronzezeit stammen. «Und wir wussten gleich, dass das Reste einer Seeufersiedlung sein mussten.»
Daraufhin schickte der archäologische Dienst des Kantons Bern Taucher los. Diese fanden in zwei umfangreichen Tauchgängen weitere Spuren von Siedlungen. «Die Taucher fanden Pfähle, die aus dem Seegrund ragten», sagt Adriano Boschetti. Sie kartierten die Fundstelle und nahmen Proben von den Pfählen.
Die Berner Archäologen sprechen nun von mindestens zwei Siedlungen am Thunersee, die rund 3000 Jahre alt sind.
Thun war regionales Zentrum
Im Kanton Bern sind Seeufersiedlungen bisher vor allem vom Bielersee bekannt. Bereits in den 1920er Jahren gab es allerdings Hinweise, dass auch Pfahlbauer am Thunersee gelebt haben könnten. Darauf deuteten Funde in der Thuner Marktgasse hin.
Die Gegend war in der Bronzezeit offenbar ein regionales Zentrum, da hier die Verkehrswege zu wichtigen Alpenpässen aufeinander trafen. Funde etwa am Lötschenpass oder am Schnidejoch oberhalb der Lenk zeugen von regen Kontakten zwischen dem Aaretal und dem Wallis vor mehr als 3000 Jahren.
Ausgewählte Bronzefunde aus dem Thuner Seebecken werden ab dem 3. Mai im Schloss Thun ausgestellt.