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Bern Freiburg Wallis Schlachtabfälle: In die Sauce statt für die Tiere

Weniger als die Hälfte eines geschlachteten Tieres landet direkt auf unseren Tellern. Ein grosser Teil wird weiterverarbeitet, zum Beispiel zu Tierfutter. Schade, findet Verarbeiter Centravo in Lyss (BE) und will die Schlachtabfälle besser nützen.

Ein Lastwagen bringt seine Fracht nach Lyss (BE) in die Fabrik der Centravo. Blutige Fleisch- und Fettstücke liegen tonnenweise in grossen Metallbottichen: Sehnen, Knorpeln, untere Hautschichten von Schweinen und Rindern. Ein Fleischwolf häckselt in der sterilen Fabrik alles klitzeklein. Appetitlich ist es nicht, der Gestank enorm. Das hier sei kein Abfall, sondern wertvolle Ware, findet Georg O. Herriger von der Centravo: «Daraus können wir wertvolle Fette gewinnen.» Die Nahrungsmittelindustrie wird die Fette weiterverarbeiten, beispielsweise zu Bratfett.

Wenn ein Tier schon geschlachtet wird, soll man es sinnvoll nutzen.
Autor: Georg O. Herriger Centravo AG

Doch nur gut die Hälfte des angelieferten Materials kann so genutzt werden. Der Rest bleibt übrig, als sogenannte Griebe. Daraus entsteht heute meist Tierfutter. Künftig wollen die Fleischverarbeiter aus dieser Masse Produkte für Lebensmittelzusätze gewinnen. «Wird schon ein Tier geschlachtet, ist es sinnvoll, so viel wie möglich für uns Menschen zu verwenden», sagt der Kommunikationsbeauftragte der Centravo, Georg O. Herriger.

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Wie die Schlachtnebenprodukte verarbeitet werden
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Neuer Markt für neue Produkte

In Lyss plant das Unternehmen eine neue Fabrik gleich neben den alten Anlagen. Mit neuen Verfahren sollen ab 2018 aus den Abfällen, den Grieben, Lebensmittel-Zusätze entstehen. Das Potential ist hoch: mehrere tausend Tonnen pro Jahr könnten so für uns Menschen weiterverwertet werden, schätzt die Centravo. Was heute Tierfutter wird, dürfte also künftig in Saucen oder Protein-Shakes landen. Hier entstehe ein neuer Markt, ist sich Georg Herriger sicher. «Die Akzeptanz bei den Konsumenten steigt.»

Trotzdem: Bleibt da nicht ein fahler Nachgeschmack? Jein, findet Konsumentenschützerin Sara Stalder. Sie begrüsst es, dass Tierfette für uns Menschen besser genützt werden sollen. «So könnte auch ein Teil des unter fragwürdigen Bedingungen produzierten Palmöls ersetzt werden.»

Die Konsumenten müssen wissen, was sie essen.
Autor: Sara Stalder Stiftung für Konsumentenschutz

Wichtig sind Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz jedoch die Hinweise auf der Verpackung. Es müsse klar sein, was in Saucen oder Shakes drin sein könnte: «Vegetarier oder Menschen, welche kein Schweinefleisch essen, dürfen nicht getäuscht werden.» Sara Stalder will erreichen, dass die Lebensmittel-Industrie in Zukunft die Produkte noch genauer deklariert.

Die Konsumentenschützerin erinnert auch an das, was viele verdrängen. Wer glaubt, eine Fertig-Sauce aus dem Laden bestehe aus etwas Butter, Mehl und frischen Gartenkräutern, der irrt. Auch viele Zusatzstoffe sind drin. Künftig werden es wohl noch mehr Reste von Knorpeln, Sehnen und Hautschichten sein.

(Echo der Zeit, 9.7.2016, 18:00)

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