Ruedi Fischer macht sich auf eine böse Überraschung gefasst. Noch ist sein Kartoffelacker im bernischen Utzenstorf nicht abgeerntet, aber schon jetzt zeichnet sich ein Desaster ab. Der Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten gräbt fast nur Ausschuss aus.
Ich habe noch nie ein solch schlimmes Jahr erlebt.
«Viele Knollen sind zu klein, grünlich gefärbt oder haben Wachstumsrisse. Solche Ware können wir nicht mehr verkaufen», erzählt der Landwirt frustriert. Noch nie habe er ein solch schlimmes Jahr erlebt.
Fischer rechnet gesamtschweizerisch mit rund einem Drittel weniger Erträgen. Dies schlägt sich auch in persönlichen massiven Verlusten zu Buche: «Statt dass wir pro Hektar 20‘000 Franken einnehmen, werden es diesmal kaum mehr als 12‘000 Franken sein». Dies sei besonders gravierend, schliesslich müsse er vor der Ernte rund 10‘000 Franken in eine Hektare investieren.
Die Wetterkapriolen halten die Kartoffelbauern schon länger auf Trab. War es 2015 zu trocken und zu heiss, macht ihnen dieses Jahr der nasskalte Frühling einen Strich durch die Rechnung.
Futter und Biogas statt Pommes
Auch Unternehmen wie die Bischofszell Nahrungsmittel AG klagen über die meteorologischen Kapriolen. Der zweitgrössten Chips-Herstellerin im Land macht die Qualität der Sorte Agria besonders zu schaffen, wie Olivier Käser bestätigt.
«Wegen der tiefen Risse, in denen zum Teil noch Erde steckt, können wir die Kartoffeln nicht maschinell schälen». Da bleibe viel Ausschuss, der bloss noch als Tierfutter tauge oder um Biogas zu produzieren.
Ende August finden Ertragserhebungen in der ganzen Schweiz statt. Deren Resultate werden das wahre Ausmass der Misere ans Tageslicht bringen.